Februar


 Mhh...klock klock...tock tock..komisches Geräusch unter mir. Es hört nicht auf. Kein gutes Zeichen. Es wird lauter. Auch kein gutes Zeichen. Wir halten an. Till meinte es könnte das Radlager sein. Wir haben nur wenige Kilometer von unserem Hotel in Mangoldai hinter uns gebracht als die Geräusche immer lauter wurden. Zum Glück sind wir kurz vor Guwahati, der Haupstad Assams. Wir müssen wieder in die Stadt reinfahren und eine Werkstatt suchen, die uns helfen kann. Nach einigem hin und her haben wir eine große Honda Werkstatt gefunden. Die Leute staunen nicht schlecht als sie uns sehen. Wir verbringen den Nachmittag in der Werkstatt und Till hatte Recht: Das Radlager ist völlig dahin. Total zerfetzt. Die Werkstatt bemüht sich um das passende Radlager und schließlich finden sie das passende Radlager. Wir sind froh! Einbauen und fertig. So kann ein Tag auch rumgehen. Da es schon wieder 16 Uhr ist bleiben wir einfach heute in Guwahati. Hier kennen wir uns ja schon aus:) Hello again.

Morgen geht es Richung Westen nach Sikkim. Mal sehen wie lange wir für die Strecke brauchen. Freue mich schon auf Darjeeling.

Wie sieht eigentlich so ein richtig beschi..ener Tag in Indien aus? Er fängt erst mal damit an, dass er in einem indischen Hotelzimmer endet. Inder und Hotels sind eine Sache für sich. Wer sich mal richtig über Hotelgäste aufregen möchte sollte ein Hotelzimmer in Indien wählen. Wir haben ja schon einige Hotelnächte in Indien hinter uns gebracht aber das war die Krönung. Kein Benehmen, laute Rufe und Diskussionen über Stockwerke hinweg, schreien, trampeln, klopfen. Selbst der Hotelmanager konnte nach einem Beschwerdeanruf von Till um 4:45 Uhr morgens seine Hotelgäste nicht bändigen. Es war hoffnungslos. Diese Nacht hatten wir kein Auge zubringen konnten. Nach gefühlt 15 Minuten Schlaf stehen wir entnervt auf, packen unsere Sachen, beschweren uns lautstark beim Hotelmanager und fahren endlich los.

Die Straßen bis nach Siliguri sind gut. Highway mit Gegenverkehr, aber wir sind ja schon drei Monate in Indien unterwegs, und sind den Gegenverkehr auf der eigenen Straßenseite bereits gewohnt. Für alle, die sich kein Bild machen können..... stellt euch folgendes vor: Ihr fahrt auf der Autobahn auf der rechten Seite und seht aber auf eurer Überholspur auf der linken Seite ständig „Geisterfahrer“ engegenkommen. So sieht es auf den Highways Indiens aus. Wir fahren also so die Straße entlang. Geisterfahrer auf der Überholspur. Er sieht uns, wir sehen ihn, eigentlich alles „ok“, biegt der Volldro..el einfach auf unsere Spur um von der Straße zu runterzufahren. Ich habe den Crash schon geistig vor mir sehen können. Till auch. Mit voller Kraft setzt Till zur Vollbremsung an und wir kommen zum Stillstand keinen einzigen Millimeter Platz mehr zum Kleinbus. Mir bleibt das Herz stehen, Tills dafür gerät in Rage. Wir sind einem Frontalzusammenstoß haarscharf entkommen, Dank Tills Reaktion. Till ist außer sich vor Wut und schreit den Busfahrer an, alle schauen uns an wie Bahnhof und können nur wiederholt „sorry sorry“ sagen. Aber das „sorry“ hätte bei einem Unfall keinem mehr geholfen. Was für ein Tag. Ein Drama folgt dem nächsten. Es ist schrecklich. Der Weg noch so weit und nach so einer Nacht und einem „fast-crash“ möchte man sich am liebsten nur noch irgendwo verstecken. Aber es muss weitergehen. Mit noch klopfenden Herzen bis zum Hals und dem Schock in den Knochen fahren wir weiter. Noch vorsichtiger, als Till es sonst schon tut, noch wachsamer, noch vorausschauender. Zur Krönung des Tages verpassen wir auch noch die Auffahrt zum richtigen Highway und machen einen Umweg über die Teeplantagengebiete direkt nach Sikkim. Müde und angeschlagen kommen wir bei einem Nationalpark, mitten in den Teeplantagen nur wenige Kilometer von Bhutan entfernt an. Sikkim ist nicht mehr weit. Dann geht es wieder in die Berge. Wir freuen uns schon drauf.

Wer sein Rad liebt...schiebt...oder lässt ihn per LKW Transporter nach Kathmandu fahren. Aber alles der Reihe nach.

In der Hoffnung, dass wir eine Werkstatt lange mal nicht von innen sehen müssen fahren wir in Richtung Sikkim. Hier wissen wir, das Permit ist in unserem Pass und wir freuen uns auf die Berge. Vorbei an wunderschöne Teeplantagen nächtigen wir in einem Nationalpark und düsen am nächsten Morgen weiter. Geht das eine Geräusch kommt das nächste. Es ist wie verflixt. Wir halten an und säubern das Ritzel und die Kette. Vielleicht hat sich da ein kleines Teilchen gelöst und stößt ständig an irgendwas. Aber wir finden das Übel nicht. Mit einem mulmigen Gefühl fahren wir weiter. Kein gutes Zeichen für eine Fahrt in die Berge. Das Klicken wird lauter wenn es bergauf geht. Die Voraussetzungen für eine Weiterfahrt werden immer schlechter. Guter Rat ist teuer. Wir haben schon die ersten Kurven und Höhenmeter hinter uns gebracht da wird uns das Gefühl nicht los, dass unser Motorrad sich nicht gut anhört. Wir halten an. Beraten. Die nächste größere Stadt ist Siliguri ansonsten geht es nur noch bergauf. Es ist schlauer wieder vom Berg runter zu fahren und in eine größere Stadt zu fahren, solange es noch geht. In den Bergstädten wird es vermutlich schwerer sein ein Motorradproblem zu lösen. Schweren Herzens machen wir kehrt. Leider und sogar mit Hilfe des hiesigen Motorradclubs kann uns keine Werkstatt in Siliguri weiterhelfen. Ersatzteile sind schwer aufzutreiben und auch die Mechaniker selbst haben Schwierigkeiten mit unserer Maschine umzugehen. Sie kenne sich einfach nicht genug aus. Es hilft alles nichts. Das Indien Visum läuft aus. Ersatzteile bestellen würde zu aufwendig sein und wir haben noch nicht mal herausgefunden welches Problem unsere Maschine eigentlich hat. Wir müssen den Weg nach Kathmandu nehmen. Direkt und auf dem schnellsten Weg. Dort haben wir wieder genug Zeit und eine Werkstatt, die sich mit großen Maschinen auskennt ist auch schon gefunden. Doch packt es unserer Maschine es noch nach Kathmandu? Über 600 Kilometer liegen vor uns plus Berge. Das wird spannend.

Der große Tag ist gekommen. Wir verabschieden uns von Indien. Auf Wiedersehen. Drei Monate Indien mit Höhen und Tiefen, bunt, schrill, skuril, schön, aufregend, stressig, entspannt, alles dabei was es an Emotionen gibt. Indien erfüllt sie alle. Und die letzten Stunden in Indien haben es noch mal richtig in sich.

Der Tag beginnt eigentlich ganz gut. Die Maschine springt schon mal an. Frohen Mutes mit ein bisschen Motorradbauchweh fahren wir von Siliguri los. Nepal hat verschiedene Grenzübergänge und wir fahren genau an die Grenzstelle, die natürlich keine ausländischen Touristen ausreisen lässt. Der Weg dorthin ist wunderschön. Teeplantagen an den Hängen, den atemberaubenden Kangchendzönga (8586 m) im Vordergrund, schöne Kurven, gute Straßen. Nur unser Sorgenkind macht faxen. Es fängt schleichend an. Das Klackern, das immer lauter wird, die Boardinstrumente fallen aus, Licht, Blinker, bis die Maschine nach einem Tankstop nicht mehr anspringt und zu guter Letzt mitten auf der Fahrt vollends den Geist aufgibt. 10 Kilometer vor der indisch-nepalesischen Grenze hört das Motorrad auf zu laufen. Das Gefühl ist schwer zu beschreiben, das man in diesem Augenblick hat. Man möchte schreien und weinen zugleich, laut loslachen und fluchen, irgendwas treten oder wegschmeißen. Dann kommt noch dazu, dass man irgendwo in der Pampa steht, mitten in den Bergen, dem Kangchenzöngda so nah, Nepal so nah, es ist heiß und man weiß nicht weiter. Atmen. Durchatmen. Auch für dieses Problem wird es eine Lösung geben. Man weiß zwar in diesem Augenblick noch nicht wie diese Lösung aussieht, aber es gigt sie. Und ja wir bekommen Hilfe, denn es gibt überall Helfer, überall Menschen, die anpacken und helfen. Und es gibt das Glück, genau in diesem Moment jemanden anszuprechen, der einen Bruder hat, der direkt eine Kurve weiter einen Pickup hat und Zeit uns bis an die Grenze zu fahren. Von dort müssten wir dann einen nepalesischen Pickup bis nach Kathmandu organisieren. Die umliegenden Bauern helfen beim Aufladen, was nicht sehr einfach ist und so geht es mit Bike und Pickup zur nepalesischen Grenze. Tja, es hätte hier ein gutes Ende nehmen können, aber wie gesagt, wir fahren genau an die Grenze, die keine Touristen ein- und ausreisen lässt. Es ist zum wahnsinnig werden. Da kann man nicht mehr anders und laut loslachen. Der Grenzbeamte weist uns auf den 70 Kilometer entfernten offiziellen Grenzübergag hin. Till ist nur noch am Kopfschütteln und fluchen und ich versteh die Welt nicht mehr. Atmen. Auch hierfür gibt es eine Lösung. Unser Pickupfahrer würde uns gegen einen Aufpreis bis zur Grenze fahren. Den ganzen Berg wieder runter, mit Motorrad auf dem Pickup und kurvigen Straßen. Das dauert. Von wegen wir wollen um 11Uhr in Nepal sein, wir können froh sein, wenn wir es heute überhaupt nach Nepal schaffen. Und lassen die uns überhaupt mit einem kaputten Vehikel ins Land? Tills Laune ist im Keller, verständlich. Nach 3 Stunden Fahrt kommen wir tatsächlich an dem Grenzübergang an. Ein Gewusel an Menschen und Verkehr. Zuerst geht es zum immigration office wo wir den Ausreisestempel kriegen, dann weiter zum Custom, wo wir unser Carnet abstemplen lassen und mit der Genehmigung der Beamten darf unser Pickupfahrer über die Brücke nach Nepal fahren, mit unserem kaputten Motorrad darauf. Wir sind froh, dass die nepalesischen Beamten nicht lange wegen unserem Motorrad rummachen und so kriegen wir das 30 Tage on arrivel Visa für Nepal und den Stempel im Carnet. Welcome to Nepal. Holprig und mit kaputter Maschine auf dem Pickup.

Next Step. Wie organisiert man einen Transport nach Kathmandu? Kathmandu ist ca. 600 Kilometer weit entfernt. Wir kommen am späten Nachmittag in Nepal an, fix und fertig von dem Stress der vergangen Stunden, neue Währung, neues Geld, Grenzstadt, jeder will sein Geld machen. Es dauert einige Stunden bis wir „den Mann unseres Vertrauen“ finden, der einen LKW ausfindig machen kann, der unser Motorrad nach Kathmandu fährt für einen fairen Preis. Die erste Idee, das Motorrad auf einem Personenbus zu hieven, wurde ganz schnell verworfen, als die Männer das Motorrad gesehen haben. Zu schwer. Mit einem Pickup geht es zunächst 20 Kilometer weiter wo der LKW mit Gütern beladen wird. Nach langem Papierkram steht der Deal. Am nächsten Tag soll der LKW mit unserem Motorrad nach Kathmandu unterwegs sein. Wir fahren unterdessen mit dem Bus nach Kathmandu und treffen das Motorrad dann dort. So der Plan. Es ist natürlich schon längst Nacht geworden. Müde, hungrig, fassunglos was der Tag uns alles beschert hat und hoffend, dass alles gut gehen wird, schlafen wir die erste Nacht in Nepal ein.

Goodbye India, was für ein Abschluss, hello Nepal, was für Start.

Was macht Indien für mich aus?

  • Krassester Verkehr ever

  • Kühe, Ziegen, Schafe, Menschen, Kinder, Bettler auf der Straße

  • entgegenkommender Verkehr auf deiner Spur, der nicht ausweichen will

  • Tills Fluche in meinem Helm während der Fahrt

  • Tills Versuche Verkehrssündern Verkehrsregeln beizubringen (während der Fahrt!!)

  • sagenhafte Sonnenuntergänge

  • Goa ist nicht Indien

  • Motor biker clubs

  • Vegetarische Gerichte in Hülle und Fülle

  • Anis nach dem Essen (muss ich unbedingt daheim einführen)

  • The beauty of north-east india

  • salted Lassi

  • Coconut Lassi

  • Chai

  • Dhabas

  • Streetfood

  • Saris

  • Himalaya Produkte :) i love it

  • ok madam, ok sir

  • tikke

  • Rikshars

  • Tempel

  • Gotteheiten

  • Weihrauch und Räucherstäbchen

  • die schönsten Bäume der Welt

  • Tee-, Ananas-, Reis-, Chili-, Baumwol-, Bananen-, Mango-, Betelnussplantagen

  • Yoga

  • drittes Auge auf der Stirn

  • schwarze Augenbemalung der Kinder (= Abwehr gegen den bösen Blick)

  • Thali

  • Millionenstädte

  • wedding session

  • Yes, we came by motorbike on the road the whole way to india. NO there is NO ocean to cross.....Its possible.......Check on Google!!!

  • Ganges, Bramaputra

  • Ghats

  • die gechilltes Verkehrsteilnehmer auf Indiens Straßen: Kühe

  • staunende, irritierte, kinnladen nach unten, erschrockene, weitaufgerissene Augen Gesichter wenn wir durch die Dörfer und Städte fahren.

  • Ashrams

  • Alles ist heilig und bringt Glück

  • Babas

  • Betelnusskauende und spuckend Männer und Frauen

  • röchelnde Geräusche von Männern überall

  • Die Natur ist Toilette für Jedermann und Jedefrau und Jedeskind

  • Ich hol kurz Wasser...um Till und das Motorrad ist das ganze Dorf versammelt

  • please don´t touch the bike...DON`T TOUCH THE BIKE.....HEY DON`T TOUCH...........

  • no selfie

  • Alles ist UNESCO Weltkulturerbe

  • Eintrittspreis für Inder 50 Rupien, Eintrittspreis für Ausländer 1000 Rupien

  • günstigstes Frühstück mit Tee für 2 Personen auf der Straße, insgesamt: 30 Rupies = 40 cent

  • „no problem“ Philosophie

  • 3 Monate nach dem Verfallsdatum ist immer noch gut

  • Lärm, Gestank und Müll in vielen Städten

  • atemberaubende Landschaften

  • fleißige Menschen

  • Wasserbüffel

  • Geier und Riesenadler

  • Müllverbrennung am Straßenrand

  • Ist das Nebel? Nein Rauch!

  • ATM Probleme in den erste Wochen

  • Motorradprobleme

  • Gleichrichterprobleme

 Unsere bisher gefahrene Strecke: Deutschland, Österreich, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Türkei, Iran, Pakistan und Indien.

 Kilometerstand bei Landeinreise:

 Start in Bad Mergentheim: 106173 km

 Österreich: 107177 km

 Ungarn: 107688 km

 Rumänien: 108380 km

 Bulgarien: 109705 km

 Türkei: 110170 km

 Iran: 113286 km

 Pakistan: 118080 km

 Indien: 122970 km

Nepal: 131970 km

Unser GPS Tracker hat automatisch den Weg nach Malaysia verbunden! Die Karte stimmt so nicht. Das Motorrad ist in Kathmandu geparkt und wir sind nach KL geflogen.

Wir sind in Nepal. Vor uns liegen 600 Kilometer leider ohne Motorrad. Zum ersten Mal auf unserer Reise sind wir als „backpacker“ unterwegs. Unser „backpack“ ist leider schwer und nicht kompakt. Die Motorradkisten und Taschen dürfen leider nicht mit im LKW transportiert werden dh alles muss in den Bus. Der LKW mit unserem Motorrad soll gegen 18 Uhr losfahren, wir fahren schon um 14 Uhr. In der Hoffnung, dass wir unser Motorrad heil in Kathmandu wiedersehen, machen wir uns auf den Weg. Wir haben das Busfahren nicht vermisst. Enge, kein Platz für Tills Beine, schlechte Straßen, Schlaglöcher, Kurven und Bollywood Filme mit schlechtem lauen Sound machen die Fahrt zu einer anstrengenden 20 Stunden Fahrt durch Nepal. Völlig durchgeschüttelt mit kaum Schlaf kommen wir in der Hauptstadt an. Unser Gepäck ist von der Fahrt total verstaubt und dreckig. Der Taxifahrer der uns zum Hotel fährt ist darüder überhaupt nicht begeistert. Hello Kathmandu. Wir sind gespannt auf dich und happy, dass wir endlich angekommen sind.

 

Die ersten drei Tage verbringen wir wartend in Kathmandu. Natürlich kam der LKW, nicht wie erwartet am nächsten Tag an sondern finialy drei Tage später. Waren wir glücklich unser Motorrad wieder zu sehen. War schon so komisch es nicht um uns zu haben. Wir haben bereits eine gute Werkstatt ausfindig gemacht, die sich auf große Motorräder spezialisiert haben. Wieder einen Transporter organisiert und ab in die Werkstatt.Das Urteil der Mechaniker: das klicken kommt wohl vom verzogenen Kettenschloss und wird anständig vernietet. Zudem ist der Gleichrichter mal wieder hin! Nach einigem hin und her stellen sie fest das der Minuspol nicht funktioniert und es wird etwas gebastelt bis sie das Bike zumindest wieder zum laufen bekommen.  Die Bremsbeläge hinten müssen auch ausgewechselt werden, dann gibts auch gleich neue Kugellager und Ölwechsel. Wir sind froh, dass nichts mit der Lichtmaschine oder dem Motor ist, das wäre schlimmer gewesen. Aber leider sind auch in Nepal die Ersatzteile für unser Motorrad nicht zu bekommen. Das heißt für uns wir müssen Ersatzteile aus Deutschland schicken lassen. Ich bin froh, dass ich bis dato noch nicht weiß, was für ein act das werden wird. Die Maschine bleibt noch über Nacht in guten Händen in der Werkstatt und wird von den Mechanikern nochmals überprüft. Sie wird soweit fahrtauglich gemacht bis wir die Ersatzteile aus Deutschland erhalten.

Am nächsten Morgen die Überraschung. Unser Motorrad läuft. Die Mechaniker konnten den Gleichrichter provisorisch wieder in Gang bringen und somit sind wir wieder mobil. Was für ein herrliches Gefühl wieder auf dem Motorrad zu sitzen. Hätte nicht gedacht, dass man es so sehr vermisst. Wir lernen dann auch gleich den Stadtverkehr in Kathmandu kennen. Schlimm. Gar nicht mal von den Verkehrsteilnehmern sondern aufgrund der sehr schlechten Straßenverhältnisse. Schlaglöcher, Stau, Staub. So was haben wir noch nicht erlebt. In Kathmandu kaufen wir uns auch zum ersten Mal eine Atemmaske, was hier bei allen Bewohner Standard ist. Die Stadt ist mega verstaubt und versmogt. Schlimm. Mit dem Motorrad fahren wir die Sehenswürdigkeiten Kathmandus ab, was sich mit diesem Verkehr als Tagesausflug gestaltet. Bodnath, die buddhistische Stupa und wichtiger Pilgerort für die Buddhisten, Swayabhunath, die Tempel- und Palastanlage mitten in der Stadt, die leider durch das schwere Erdbeben von 2015 sehr mitgenommen wurde und viele andere Sehenswürdigkeiten. Die Stadt zu Fuß zu erkunden mach leider bei dem Smog auch nicht sehr viel Freude. Zudem kommt noch hinzu, dass ich im Hotel bei nassen Treppen die Treppen heruntergefallen bin und mir schmerzlichst mein Steißbein weh getan habe. Alles tut weh. Liegen, stehen, sitzen. Das kann bestimmt einige Tage dauern. Prima. Und das in bei DEM Trekkingland. Nach Nepal kommen sehr viele Touristen aus Nah und Fern um zu wandern und trekken. Viele buchen sogar den Everestrek. Nach einer guten Woche Stadtleben in Kathmandu packen wir unsere Sachen und ziehen los um nach Pokhara zu fahren. Mit meinem Steißbein wird das bestimmt ein Spaß.

 Pokahra liegt ca. 250 Kilometer westlich von Kathmandu. Nach 6 Stunden Fahrt, nachdem wir 2 Stunden nur für Kathmandu gebraucht haben, und Till sein bestes gegeben hat allen Schlaglöchern auszuweichen, damit jeder Schlag mir nicht komplett durch Mark und Bein fährt, kommen wir gegen Abend am Pokhara See an. Auf eine Empfehlung hin bekommen wir ein Zimmer mit Terrasse und Ausblick direkt am See. Für wenig Geld. Das Annapurna Massiv direkt hinter uns. Bin so gespannt auf die Berge.

 

Wir liegen flach, beide, komplett. Die ersten Tage am See verbringen wir krank im Bett, dafür mit Aussicht. Was wir leider nicht ganz genießen können. Wir brauchen ein paar Tage um wieder fitter zu werden und ruhen uns nur aus. Ist auch gar nicht so schlecht für mein Steißbein, was leider immer noch sehr schmerzt. Wanderungen sind bis auf weiteres verschoben.

Langsam kommen wir wieder in die Gänge und erkunden Pokhara. Der See schimmert schön und wir sind froh, so nah am Wasser zu sein. Der Stadtteil am See ist voll mit Bäckerein, Kaffees, Restaurants und kleinen Läden. Überall kann man Trekkingtouren oder Gleitschirmfliegen buchen. Aber von den Bergen ist leider nichts zu sehen. Das Wetter spielt nicht mit. Seit einer Woche sind wir nun in Pokhara und haben das Annapurna Massiv noch nicht bestaunen können. Wir fahren hoch zum Gleitschirmstartplatz mit toller Aussicht über den See. Aber leider auch von dort oben kein Annapurna Massiv zu sehen. Ob die Postkarten mit den Bergen nur gefotoshopped sind und gar nicht existieren?! Wir sollten schon bald eines besseren belehrt werden. Dafür haben wir aber einen neuen Passagier.

Nach einer Woche Erholung nehmen wir uns vor Richtung Mustang zu fahren. Ich hab schon vieles von der Strecke dort hin gehört, die nicht einfach sein soll, weil es nur offroad Straßen gibt, aber sie soll landschaftlich überwältigend sein. Die Straßen bis nach Beni sind gut. Wir sehen schöne Berglandschaften und Geier, die sich gerade über einen Kadaver hermachen. Riesige Tiere. Ihre Spannweite überragt alles was wir bis jetzt gesehen haben. Ab Beni hört es dann auf mit den guten Straßen. Schnell noch eine Suppe und dann rein ins Abenteuer. Es gibt nur eine „Straße“ die Richtung Mustang geht. In Tatopani wollen wir die heißen Quellen besuchen und sehen wie wir von dort vorankommen. Schon nach den ersten Kilometern aus der Stadt raus muss Till durch ein Schlammloch fahren. Das fängt ja gut an. Auf den nächsten Kilometern wird es richtig holprig. Die „Straße“ ist voll mit Schlaglöchern, Wasserüberquerungen, Sand, Schotter, Geröll. Till und die Maschiene schlagen sich tapfer durch. Auch hier frage ich mich wieder, wie ist das machbar?! Wie schafft er das nur immer wieder? Das Motorrad wiegt bestimmt gute 450 Kg mit Gepäck und uns beiden. Schon so nicht leicht zu fahren, aber auf so einer Strecke, wo es nur darum geht nicht nicht zu fallen, stürzen oder zu rutschen bedarf es richtig viel Mut und Konzentration. Genau solche Strecken liebt Till. Er fährt ohne Angst. Er macht sich nicht, so wie ich, Gedanken was alles passieren könnte, sondern, er macht es weil es geht und weil er es kann. Solch eine Strecke würden nicht viele fahren wollen und können. Und wir sind mittendrin. Es geht bergauf, bergab auf unwegsamen „Straßen“. Für eine 20 Km Strecke brauchen wir drei Stunden, dann kommen wir endlich in Tatopani an. Die Sonne wird gleich untergehen, dann ist es hier in den Bergen sehr schnell dunkel. Wir wollen in die heißen Quellen und ein Hotelzimmer suchen. Wir treffen einen italienische Wanderer, der gerade von den Bergen kommt. Er warnt uns, die Strecke wird schwerer und in wenigen Kilometern liegt tatsächlich schon Schnee. Wir grübeln nach. Wir sind schon weit gekommen mit unserem Gefährt. Diese Strecke mit Schnee und noch mehr Schlamm würde Till vielleicht ohne Gepäck und mich auf dem Sattel schaffen, aber nicht so wie wir gerade beladen sind. Die Entscheidung einer Weiterfahrt wird uns auch am Dorfeingang von Tatopani genommen. Ein Wärter hält uns an. Hier kommen wir nur durch, wenn wir eine Permission bezahlen und eine weitere für die Weiterfahrt nach Mustang. Er lässt uns nicht mal nach Tatopani reinfahren, damit wir zu den heißen Quellen kommen und dort übernachten dürfen. Erst zahlen, dann lässt er uns passieren. Nicht mit uns. Wir parken kurzerhand das Motorrad, laufen zu den heißen Quellen, ruhen uns ein wenig darin aus, übernachten NICHT in Tatopani sondern fahren wenige Kilometer zurück um einen Zeltplatz zu finden. Wir haben ja alles dabei. Am Fluss unterhalb eines Tempels treffen wir einen Mönch. Wir fragen ihn, ob es in Ordnung wäre an dieser Stelle unser Zelt aufzuschlagen. Alles natürlich mit Händen und Füßen gesprochen, er nickt freundlich und geht weiter. Also Zelt aufgeschlagen und noch ein wenig auf einem Stein gehockt und die Lichter der LKW und Busse, die über die Brücke gefahren sind, beobachtet. Die Lichter tanzten wie in einer Zeitmaschine durch die Dunkelheit. Und so saßen wir noch eine Weile im Licht der Zeitmaschine bevor wir selig in unsere Schlafsäcken eingeschlafen sind.

Nächster Morgen. Die Sonne geht auf. Es ist halb sechs in den Bergen. Till macht den Zelteingang auf und fällt vor Schreck fast wieder ins Zelt zurück. Vor uns erstreckt sich ein riesiger Berg. Wunderschön in der Morgensonne angestrahlt, bedeckt mit Schnee und überragt alle andere Berge. Annapurna Süd liegt direkt vor uns. Mit den Wolken der letzten Tage konnten wir keinen Blick auf die Berge erhaschen, aber da sind sie. Wunderschön und überragend. Uns steht der Mund offen, wir sind sprachlos. Die Fahrt hierher hat sich schon nur wegen diesem Blick gelohnt, den wir dann eine Stunde genießen konnten bevor der Gipfel wieder in Wolken gehüllt ist. Wow. Bei Sonnenschein und gutem Wetter fahren wir die Strecke wieder zurück. Sie sieht gar nicht mehr so schlimm aus wie gestern. Komisch. Till fährt uns sicher nach Beni und von dort aus machen wir uns wieder direkt nach Pokhara mit einem kleinen Umweg über die Berge, wo wir abends von oben den Sonnenuntergang genießen, bevor ein Gewitter hereinbricht. Ja, das Wetter in den Bergen kann sich ziemlich schnell ändern.

Wir verbringen noch ein paar schöne Tage am Pokhara See mit tollen Zimmernachbarn, die uns viel über Ayurveda und chinesische Medizin erzählen. Sehr interessant. Wir machen unsere eigene Trekkingtour zum Tempel (Peacepagoda) und um den See herum, verbringen das Shivaratri Fesival (= Geburtstag des Gottes Shiva) auf dem Gipfel, werden bunt angemalt und freuen uns wie Schneekönige, als sich genau an diesem Tag die Wolkendecke verzieht und das Annapurna Massiv tronend über Pokhara erstreckt. Was für ein Anblick. Was für ein Massiv. Was für wunderschöne Berge. Das Postkartenbild existiert tatsächlich und es ist im realen noch viel viel schöner als auf den Bildern. Es haut einen um. Shivaratri Fest mit Annapurna Massiv als Kulisse. Traumhaft. Was für ein Tag. Außerdem lernen wir die größte Spinne, die wir je gesehen haben, kenne. Sie lebt natürlich in unserem Badezimmer, wo sonst. Wir taufen sie „Giganto“. Ab sofort wird das Bad nur noch nach sekundenlangem Absuchen und Klatschgeräuschen betreten (kein Witz).

In Pokhara treffen wir Marc und Petra. Zwei Motorradfahrer aus der Schweiz, die wir schon in Lahore in Pakistan getroffen haben. Sie sind auch mit ihren Motorrädern in Nepal unterwegs und es ist so schön die beiden wieder zu sehen. Viel gibt es zu erzählen und zu berichten.

Nach 2,5 Wochen in Pokhara müssen wir feststellen, dass wir eine Verlängerung unser Nepal Visa brauchen, weil wir für unsere nächste Etappe noch einiges in Kathmandu vorbereiten müssen. Zum Glück gibt es hier ein immigration office, das uns ohne Probleme eine Verlängerung auf einen weiteren Monat erteilt.

Nun heißt es Abschied nehmen vom Pokhara See, denn das Motorrad soll nach Ulaanbaatar in die Mongolei geflogen werden und dafür müssen wir einigen Papierkram erledigen. Auch braucht unser Motorrad einen guten check up und die Ersatzteile aus Deutschland, die Till bereits bestellt hat. Doch wie organisiert man einen Transport von Nepal in die Mongolei?

Erst war es gar nicht so leicht ein Cargounternehmen dafür zu finden. Kathmandu beherbergt sehr viele Cargobüros. Es bedarf Zeit und Geduld alle zu besuchen, die gleiche Anfrage zu stellen, Preise einzuholen und auf Rückmeldungen zu warten. Bevor wir nach Pokhara gefahren sind, haben wir uns gründlich auf die Suche gemacht. Viele Cargobüros lehnten uns schnell ab, weil es anscheinend nicht möglich war, das Motorrad in die Mongolei zu fliegen. Einige meldeten sich nicht mehr und es gab auch überteuerte Angebote. Zum Schluss blieb eines übrig. Das Büro was ich als erstes besucht hatte, machte uns das beste Angebot und versicherte uns, dass es möglich sei, das Motorrad in die Mongolei zu fliegen. Unsere Wahl viel auf „loyal cargo“ in Thamel/Kathmandu. Die nächste Zeit werden wir auf die Ersatzteile für das Motorrad warten und einbauen, die Details für die Verschiffung besprechen und uns Gedanken machen, wie wir die Zeit ohne das Motorrad gestalten.

Die Fahrt nach Kathmandu verlief gemütlich, außer die letzten zwei Stunden in die Stadt rein. Das solche Straßen in die Hauptstadt des Landes führen ist traurig. Zwar ist vieles nach dem schweren Erdbeben zerstört worden, aber die Straßen sind der reinste Alptraum. Wir beziehen unser Hotel und erhalten die Nachricht, dass das Paket mit den Ersatzteilen aus Deutschland im Zoll angekommen ist. Perfekt. Hoffentlich klappt alles reibungslos. Wir treffen uns mit Marc und Petra, die auch gerade ihre Motorräder in die Schweiz schicken möchten, und bei Kaffee und Kuchen tauschen wir Informationen aus. Das ist gar nicht schlecht. Auch haben wir uns mit dem biker club aus Kathmandu angefreundet, die uns ihre Hilfe bei allen Motorradfragen und mehr anbieten. Super.

Am nächsten Morgen fahren wir zum Flughafen. Zufällig auf der Fahrt treffen wir auf Marc und Petra, die auch gerade auf dem Weg zum Zoll sind um ihre Motorräder „verpacken“ zu lassen. In Kolonne fahren wir zum Zollflughafen. Marc und Petra sind dabei ihre Motorräder in die Kiste zu verpacken und wir machen uns auf unser Päckchen zu finden. Das dies ein größerer Act mit einigen Hindernissen werden sollte, weiß ich zum Glück davor nicht.

Es ging erst mal damit los, dass wir erst bei Thailand Airlines eine Bestätigung abholen müssen, dass unser Päckchen angekommen ist. Also zurück zum Flughafen, das Büro gesucht, den Zettel geholt und wieder zurück zum Cargo gefahren. Dort versuchen dann einige erst mal dich als „Kunden“ abzugreifen, die dir bei der Beschaffung des Päckchens „helfen“ sollen. Wenn alles abgeschlossen ist erhalten die auch ein bisschen Geld. Wir werden von einer Ecke zur anderen Ecke verwiesen. Reden mal mit dem Büro, dann mit dem anderen. Bis sich plötzlich herausstellte, hoppla, eurer Warenwert der nach Nepal eingeführt werde soll beträgt ja über 100 Euro, und wir müssen unser Päckchen (Ersatzteile) mit 36,5 % Einfuhrzoll versteuern.Insgesamt wären das um die 180Euro! Was bitte?! Das ist doch nicht fair. Die Ersatzteile werden zwar eingeführt, aber auch wieder ausgeführt. Sie bleiben ja nicht im Land. Aber da will uns keiner entgegenkommen. Wir sollen in der deutschen Botschaft oder beim Amt für Zollangelegenheiten eine Bestätigung holen, dass wir Ware zollfrei einführen dürfen. Päm. Das kam nach stundenlagem hin und her heraus Prima. Die Büros haben jetzt natürlich auch nicht mehr offen. Wir müssen bis morgen warten. Enttäuscht fahren wir ohne Päckchen zum Hotel zurück.

Neuer Tag, neues Glück. Erst Anlaufstelle. Deutsche Botschaft. Auch ein Erlebnis. In Kathmandu gibt es einen Stadtteil nur mit Botschaftsvertretungen aller Länder. Nur die deutsche Botschaft ist in einem anderen Stadtteil. Hochsicherheitstrakt. Alles muss abgegeben werden. Hinter dicken Scheiben stellen wir der Beamtin und Anliegen vor. Da wir schon mal da sind, fragen wir auch gleich nach, was man machen müssten um einen neuen Pass zu beantragen. Meiner hat nämlich kaum noch freie Seiten und vor uns stehen noch einige Länder, die ihre Stempel eintragen müssen. Die erste Beamtin scheint unsere Sachlage zu verstehen. Die Zeichen stehen gut. Bis wir an die zweite Beamtin kommen, die unsere Sachlage zwar auch versteht aber uns mit einem typischen Beamtengesicht meint, da könne sie nichts machen. Weder bei dem Brief mit dem Zoll noch wegen meinem Pass. Prima. Genervt verlassen wir die deutsche Botschaft und fahren zum Büro für Zollangelegenheiten. Naja. Die wollen auch keinen „Freibrief“ für unser Paket erstellten. Wir müssen 36.5% Einfuhrzoll zahlen. Da führt kein Weg darum vorbei. Puh, das war ein Dämpfer Tag. Man fühlt sich als würde sich die ganze Welt gegen einen Stellen. 36,5 % sind eine menge Geld. In unserem Fall wären es knapp 180 Euro extra.

Seit zwei Tagen liegt unser Päckchen nun im Zoll und wir könnten die Ersatzteile schon längst eingebaut haben. Wir fahren wieder zum Flughafenzoll. Heute waren ganz andere Leute da als gestern. Keiner fragt nach irgendwelchen Papieren. Unser „Helfer“, der uns heute an die Hand nimmt gibt uns zu verstehen, dass mit ein wenig Geld unter der Hand (ca. 20 Euro), das Päckchen aus dem Zoll erhalten. Der Warenwert ist auch plötzlich ein anderer und anstatt Ersatzteilen ist es "personel goods" und dann kommen statt 200 Euro plötzlich nur 25 Euro raus plus 20 Euro „Trinkgeld“. Die nächsten Stunden verbringen wir unauffällig und mit großem Herzklopfen auf dem Zollgelände. Unser „Helfer“ ist stundenlang weg, taucht mal kurz auf, dann ihm hinter her, dann hier was unterschreiben, dann wieder zurück. Zum Glück treffen wir bis jetzt noch keinen der Beamten von gestern. Dann plötzlich geht alles ganz schnell. Mitkommen, Päckchen geholt, wir sehen es, ganz nah, Päckchen öffnen, oh nein, da ist bestimmt eine Rechnung enthalten, die den tatsächlichen Warenwert anzeigt. In einer Sekunde, in der wir unbeobachtet sind, reißt Till einfach die Rechnung heraus. Der Zoll interessiert sich aber gar nicht für den Inhalt sondern möchte nur sicherstellen, dass alles unbeschädigt angekommen ist. Wir haben unser Päckchen. Einige Schweiß- und Stressperlen später fahren wir erleichternd aus dem Zollflughafen raus mit unserem Päckchen unterm Arm. Wir haben es geschafft. (Ein kleiner Tipp von uns: Der ADAC bietet hilfe an um bei Zollabwicklungen zu Helfen. Allerdings gibt es von Ihnen nur einen Brief mit der Bitte die Wahren zollfrei einführen zu lassen. Interessiert keinen!!!! Zudem werden zu viele Rechnungen auf/in das Paket gelegt. Besser wäres es eine kreative Rechnung mitzuschicken. Die Rechnung für den versicherten Versand war zudem heftig und wird nicht vom ADAC übernommen, trotz Auslands-gold-premium-wasweißich-Mitgliedschaft)

Gleich machen wir uns dann ans Werk. Till will die Ersatzteile zum Teil selbst einbauen. Es hat einige Nerven gekostet, weil es mal wieder überraschend schnell Dunkel wird und die arbeiten noch nicht fertig sind. Am nächsten Tag stand unser Motorrad fast wie neu vor uns . Wir haben die hinteren Bremsbeläge, die Tachowellenschnecke am Vorderrad und die hinteren Kugellager gewechselt. Den Gleichrichter müssen wir in der Werkstatt wechseln. Glücklich und zufrieden schlendern wir nach getaner Arbeit durch die Stadt als uns plötzlich zwei bekannte Gesichter entgegenkommen. Kaum zu fassen. Vor uns stehen Berd und Katharina aus Schweden. Wir haben sie in Goa in Indien am Overland-Treffen über Weihnachten kennengelernt. Sie reisen mit ihrem Saab um die Welt. Was für ein Zufall. Die Welt ist so klein. Kurzerhand entschließen wir uns, das Hotel zu wechseln und zu den beiden in das Hostel zu ziehen.

„Wanderthrist“ bietet sehr viel Platz zum Schrauben am Motorrad, hat eine tolle Dachterrasse mit Ausblick über Kathmandu und viel Raum um gemütlich im Freien zu sitzen. Und das mitten in der Stadt. Von hier aus erkunden wir die Außenbereiche Kathmandus. Fahren nach Bathapur, einer historischen Stadt und fahren hoch zum Aussichtspunkt Nagarkot von dort soll man bei guter Sicht in der Ferne den Mount Everest sehen können. Der Weg dort hin ist kurvig und matschig, da es genau heute natürlich regnen muss. Daher gab es auch keine Aussicht auf die Berge. Schade! Aber irgendwo da vorne ist er. Der Mount Everest. Auf dem Rückweg nehmen wir den Weg durchs Innland, vorbei an Reisfeldern und einfachem Landleben. Überall werden wir freundlich begrüßt und willkommen geheißen. Ein schönes Gefühl.

Da wir so viel über Ayurveda in Phokara gehört haben machen wir einen Termin bei einem Ayurvedischen Arzt. Durch Befragung und Pulslesen kann der Arzt herausfinden, welcher Ayurveda Typ man ist. Es gibt drei verschieden Typen. Das Ayurveda Health Centrum Kathmandu befindet sich in einer ruhigen und schönen Gegend. Man fühlt sich gleich wohl und geborgen. Der Arzt stellt fest, wir beide sind „Feuer-Typen“. Er empfiehlt uns einige Nahrungsmittel und auf was wir achten können aber im Grunde sind wir gesund. Das ist doch fein.

Holi. Das farbenfrohe Fest zu Ehren Shivas. Von Morgens bis Abend wird in ganz Nepal und Indien Farbe ins Gesicht geschmiert, gefeiert, getanzt und gelacht. Wir mittendritn. Was für eine Gaudi.

Till hat ein kleines Geschenk für mich. Neue Fußrasten :) So rutsche ich mit nassen Sohlen nicht mehr vom Motorrad. Um diese in der freien Wildbahn auszuprobieren machen wir einen „kleinen Trip“ den Mount Everest zu sehen. Dieser Trip soll das Motorrad (und uns) nochmal richtig herausfordern.

Bevor wir fahren verabreden wir ein Gespräch mit unserem Carobüro. Die Daten werden fix gemacht. Das Motorrad wird nach unserem „Mount Everest Trip“ in eine Kiste gepackt und für 6 Wochen in Kathmandus Zoll gelagert bis es nach Ulaanbaatar geflogen wird. In diesen 6 Wochen werden wir ohne Motorrad nach Asien fliegen und meine Familie auf den Philippinen besuchen. Der Plan steht. Daumen drücken dass auch alles so gut verläuft wie wir uns das vorgestellt haben. Doch jetzt geht erst einmal für ein paar Tage in den Nord-Osten Nepals. Wir fahren erst mal nach Norden an die tibetische Grenze. Dort soll es am Fluss einen Bungee Jump geben in eine tiefe Schlucht geben. Den wollen wir uns ansehen. Die Fahrt auf guten Straßen macht Spaß. Das Wetter spielt mit und wir genießen die frische Luft. In die Berge rein werden die Straßen immer schlechter, auch das Wetter. Das mit dem Wetter in Nepal haben wir leider nicht so gut getroffen. Till fährt prima durch Matsch und Geröll. Am Bungee Jump angekommen sind wir ein bisschen enttäuscht. Die Eco-Hütten sind überteuert und ansonsten ist auch nicht viel los. Die Schlucht ist natürlich tief aber ich würde da eh nicht runter springen. Hier können wir nicht pennen. Wir müssen den ganze Schotterstraße wieder zurück ein wenig das Tal runter. Dort haben wir am Fluss schöne Campingplätze gesehen. Dort angekommen treffen uns die Preise wie eine Wucht. 30 Euro pro Person im eigenen Zelt. Das bringt Tills Gemüt zum kochen. Wir sind sehr erstaunt warum es so teuer ist und fragen beim nächsten Campingplatz nach. Same same. Das ist uns zu blöd. Wir fahren wenige Meter weiter und fragen den Bauern, ob wir auf seinem Grundstück am Fluss unser Zelt aufschlagen können. Er lächelt und sagt ja kein Problem. An einem viel schöneren Platz am Fluss schlagen wir unser Zelt auf und zählen die funkelnden Glühwürmchen auf der Wiese. So viele Glühwürmchen haben wir schon lange nicht mehr gesehen. Oben die Sterne, unten die Glühwürmchen. Überall funkelt es ums uns.

Hier unten im Tal ist es schön warm im Zelt gewesen. Jetzt geht es rauf Richtung Kuri, dem Vorort zu einem Pilgerort namens Kalinchowk mit Blick auf den Mount Everest, da wird es dann nicht mehr so kuschelig warm sein. Erst mal schrauben wir uns stundenlang den Berg hoch. Das Wetter ist phantastisch. Zum ersten Mal sehen wir das Himalaya Massiv. Atemberaubend. Jeder, der uns entgegenkommt sagt uns, wir sollen nach Kuri fahren, da kann man den Mount Everest sehen. So soll es sein. Auf nach Kuri. Der Weg dorthin wird das reinste Abenteuer. Es gibt viele Baustellen und kaputten Straßen. Was ist überhaupt nicht mag sind Sand und Matsch. Das fühlt sich komisch an. Till fährt super. Wenn bei mir das Herz vor Aufregung pocht weil ich vor uns eine herausfordernde Stelle sehe, bleibt er ganz ruhig. Das ist auch gut so, sonst wären wir bestimmt nicht so weit gekommen. In Bhimswhar stärken wir uns nochmal bevor es richtig rauf geht. Es ist schon merklich kühler geworden.

Der Weg nach Kuri gehört für mich zu den Top 5 der schlimmsten Strecken. Wir schlagen uns tapfer durch, das Motorrad macht alles mit was Till von ihm verlangt. Man darf nicht vergessen, wir sind voll beladen, fahren steile Berghänge, die nur aus groben Steinen, Sand, Schotter oder Matsch bestehen. Es geht immer weiter rauf. Unermütlich schrauben wir uns hoch, überwinden jede Hinderniss bis die „Straße“ nur noch aus tiefem weichem Schlamm besteht. Ich muss absteigen. Till fährt ohne mich weiter. Ich laufe hoch. Zwei Kurven weiter treffe ich Till. Wie er überhaupt da hochgekommen ist ist mir ein Rätsel. Selbst zu Fuß war es schwer. Ich blicke nach oben. Der Schlamm wird immer tiefer, kein Durchkommen mehr. Hier ist Schluss für uns. Wir treffe Bauarbeiter, die meinten, dass die Strecke nur noch so weiter geht und in 2 Kilometern kommt Schnee dazu. Das ist zu viel. Wir sind weit gekommen. Weiter als ich gedacht habe. Ich bin sehr stolz auf Till, dass er es bis hierher geschafft hat. Wir kehren um. Natürlich, wie immer, es wird schnell dunkel, wir brauchen einen Schlafplatz. Wir fahren an die buddhistische Tempelanlage, an der wir vorhin vorbeigefahren sind. Wenige Höhenmeter weiter unten. Ich gehe rein. Wunderschön. Die Stupa auf dem Berg. Mir wird gleich klar, dass ist eine Kloster nur für Nonnen. Ich stelle mich dem „Lehrer“ vor und frage ihn, ob wir hier übernachten dürften. Er stimmt zu. Till darf mit dem Motorrad rein fahren und wir schlagen unser Zelt direkt vor der Stupa auf. Die Lage des Tempels verspricht einen wahnsinnsblick auf die gegenüberliegenden Berge. Genau die Berge, die wir sehen wollten. Wir kriegen Tee und Abendessen und sitzen gemeinsam mit den jungen Mönchinnen in der Stube. Die Jüngste ist 13 Jahre, die älteste 80 Jahre. Alle sind interessiert an uns und stellen Fragen. Die jungen Mädchen strahlen und erklären uns warum sie sich entschieden haben Nonnen zu werden, was eine Lebensentscheidung ist. Wir hören gebannt und bewundert als sie von ihrem Tagesablauf erzählen. Schon um 4.30 Uhr geht es zum Gebet in die Stupa, um 6 Uhr Frühstück, danach Mediation und Selbststudium im Zimmer. Den ganzen Tag. Was für ein Geschenk hier mit den Mädchen und jungen Frauen zu sitzen und gemeinsam zu Abend zu essen. Ein wertvolles Erlebnis. Wir sind zwar nicht ganz hoch auf den Gipfel gekommen, aber dafür durften wir hier sein.

Die Nacht war klirrrrrrrend kalt. Mit Mütze und komplett langer Unterwäsche zitterten wir in unseren Schlafsäcken. Ich sehnte mir den Morgen herbei. Die Posaunen zum Morgengebet weckten uns. Langsam wurde es heller, die Sonne ist noch nicht aufgegangen, aber genau diesen Moment wollten wir nicht verpassen. Vor uns öffnete sich der Blick auf das Himalaya Massiv. Was für ein Anblick. Nur für dieses eine Bild hat sich der Weg hierher gelohnt. Die Sonne strahlte die erste Gipfel an. Wow. Dann kam sie wie eine glühende Perle zwischen den Bergen hervor und wärmte unsere Gesichter. Traumhaft. Den Mount Everest haben wir zwar nicht gesehen, der ist noch einige Kilometer weiter weg, hinter der Bergkette die wir bestaunen. Aber wir sind ihm so nah wie es uns nur möglich war mi dem Moorrad. Wir sind überwältigt und dankbar hier sein zu dürfen.

Nach einem gemeinsamen Frühstück verabschieden wir uns schweren Herzens. Hier ist es so so schön selig ruhig. Ein Ort, an dem man Energie auftanken kann. Und diese Energie bringt uns sicher nach Kathmandu zurück.