Juni


Und... Hallo Mongolei! Auch hier geht die Einreise schnell und problemlos über die Bühne. Kein Visum nötig, kein Carnet nötig. Offene Grenzen. Nicht selbstverständlich. Wir sind in der Mongolei. Wow! Hallo neues Land, von dem ich so viel gehört habe und dennoch nichts weiß. Ich bin so gespannt auf dich.

Man stellt sich Mongolei immer gleich als Straßen-nicht-vorhanden-vor vor, aber die Strecke nach Ulaanbaatar soll gut sein. Die Pisten kommen noch! Wir machen Rast und Till fährt erst mal querfeldein ins Grüne. So wird das hier gemacht. Daran muss ich mich noch gewöhnen. Wir mögen die Mongolei jetzt schön. Camping Paradies No.1. Auch das wissen wir jetzt schon. Die erste Nacht in der Mongolei. Wir hören..nichts. Nur den Wind.

Wir fahren nach Ulaanbaatar, der Hauptstadt der Mongolei, in der von den insgesamt 3 Millionen Einwohnern, 2 Millionen Einwohner leben. Auf dem Weg treffen wir bereits auf einige Motorrad Overlander. Mongolei ist das Mekka für Motorradfahrer, die Offroad lieben. Auf der Fahrt müssen wir uns schon irgendwo die Kofferhalterung gebrochen haben, denn die schlackert plötzlich rum. Nicht gut. Kein gutes Fahrgefühl für Till. Das müssen wir in Ulaanbaatar richten lassen. In der Stadt stehen wir erst mal eine Stunde und kämpfen uns durch den Stadtverkehr. So schlimm hatten wir es schon lange nicht mehr. Es ist heiß und ich hab noch den Windschutz in meiner Motorradkleidung. Dann kommen wir endlich am Oasis Guesthouse an. Wir schlafen in den in der Mongolei typsichen Jurten. Sieben Betten um einen Ofen gestellt. Da hat es in der Nacht jeder warm. In dem Guesthouse treffen wir auf so viele Overlander wie noch nie zuvor auf unserer Reise. Motorradfahrer in Gruppen und Solo unterwegs, ausgebaute Feuerwehrwohnwägen und Offroad Mobile. Toll. Ein Ort zum Austauschen und ankommen. Die Werkstatt gleich nebenan, die natürlich wegen Feiertag erst übermorgen wieder auf macht. Nicht schlimm. Die nächsten drei Tage verbringen wir in Ulaanbaatar mit netten Leuten und tollen Reisegeschichte, auf der Suche nach einer neuen action cam, dem Dinosauerier Museum (sehr empfehlenswert...zwinker), Fleischplatten, Schafsfleisch und Pferdefleisch, dem besten Schnitzel seit langem und der Vorfreude auf die Weiterfahrt durch das große Land.

Wie geht man vor, wenn man durch die Mongolei reisen möchte? Wir kaufen uns erst einmal einen 5l Kanister für eine ausreichende Wasserreserve. Das Tankstellennetz sollte ausreichend sein. Dann stöbert man herum nach einer für sich passenden Route. Das Land ist riesig und hat für viele Geschmäcker was zu bieten. Da gibt es die Südroute, sie soll von allen Routen die am längsten geteerten Straßen haben, dann gibt es die Nordroute, die soll nur aus Pisten bestehen und stellenweise sehr schwer zu befahren sein. Die Mittelroute verläuft etwas unterhalb der Nordroute und soll die schönste Route sein. Aber ich denke, dass behauptet jede Route für sich. Wir werden unser eigenes Bild machen. Dann gibt es noch die Gobi Route, die soll am schwersten sein und die verbindungs Routen, die die Nord- mit der Mittel- und Südroute verbinden. Alles gelesen aus einem französischen Reiseführer aus dem Guesthouse, das ich sogar ohne französisch Kenntnisse für Gut befand. Die Maschine wurde auf Vordermann gebracht, Ölwechsel, der Gepäckträger wurde stabilisiert, action cam macht jetzt schon einige Faxen, aber ist bereit für action. Wir auch. Morgen geht’s los.

Wir starten ruhig in den Tag. Das können wir jetzt sehr gut. Ruhig in den Tag starten. Das sollte man daheim immer haben. Donky ist gepackt, wir bereit. Ziehen wir los um die mongolische Steppe zu er-fahren. Wir fahren zunächst auf geteerten Straßen. Die Landschaft ist „einfach schön“ (ab sofort Dauerzitat von Till). Wir genießen, staunen, atmen den Fahrtwind. Der Begriff Weite wird hier erst richtig definiert. Unsere erste Nacht in der Steppe, Till fährt wieder querfeldein auf einen Berg, verbringen wir mit atemberaubenden Sonnenuntergang, als hätten sich die Tore der Hölle geöffnet, und einem Sandsturm. Uns pustet es ganz schön durch. Der Sand ist hier so fein, der kommt durch jede Ritze rein. Zum Schluss schlafen wir sozusagen in einem Sandkasten. Zwischen den Zähnen knirscht der Staub, aber egal. Das gehört dazu. Wir können dennoch selig einschlafen. Hier stört und keiner.

Pferde-, Schaf- Ziegen- und Yakherden sind überall zu sehen. In der Ferne sind nur kleine viele Punkte auszumachen. Sie streifen durchs Land ohne Grenzen. Ein toller zutreffender Begriff. Hier ist es genau anders herum. Man umzäunt hier sein Gebiet, auf dem die Tiere nicht grasen sollen. Daheim werden Zäune um die Tiere gebaut. Es ist „so schön“ (Zitat Till) Pferde in der Herde über die Landschaft rennen zu sehen. Oder Yaks die mit ihren Kälbern durchs Land streifen. Wie im Bilderbuch. Kurz vor einem Sandsturm und Regenschauer treffen wir auf einen Fahrradfahrer aus Belgien, der uns einen heißen Tipp gibt. In der Nähe von Tsenher soll es heiße Quellen geben. Wir warten ab, bis sich das Wetter wieder gelegt hat, auch hier typisch Mongolei, das Wetter ändert sich im Minutentakt. Kaum ist der Sandsturm über einen hinweggefegt schon kommt der blaue Himmel wieder hervor. Wir hatten Glück. Wir waren gerade in einen kleinen Snack essen und haben das Toben des Wetters von innen angeschaut.

Um die heißen Quellen zu erreichen müssen wir die schönen Straßen verlassen und rein ins Land fahren. Gibt es da Straßen? Nein! Wie komme ich an mein Ziel? Einfach eine Piste aussuchen, die dir gefällt. Alle Wege führen ans Ziel. Puh! Das ist die Mongolei. Sobald es keine Straßen gibt, gibt es Pisten, Schotter, Wasserdurchfahrten, Sand, Staub, Kies, Matsch, alles was es Grundformen von Wegen gibt. Till fährt toll und wir suchen uns zwischen den vielen Wegen unseren Weg aus. An Bächen entlang, durch Bäche hindurch, an Jurten mit ihren Herden, Pferden, Yaks, vorbei. Ein ganz neues Fahrerlebnis für mich und neue Fahrgefühle für Till. Er liebt es jetzt schon, das sehe ich. Für mich heißt es „gewöhn dich daran“. Wenn man so „durchfährt“ kommt man durch wunderschöne Landschaften hindurch. Traumhaft. Wir können es kaum glauben, dass wir jetzt hier sind. In diesem Augenblick. Weil jeder Tag zählt.

Mit neuen Fahrgefühlen im Bauch kommen wir an den heißen Quellen. Hier bleiben wir erst mal zwei Tage. Wir dürfen umsonst neben den Jurten unser Zelt aufschlagen und müssen nur den Eintritt für die heißen Quellen (4 Euro) und Essen bezahlen. Das ist ein super deal. Wir lassen uns schön in den heißen Quellen aufweichen.

Die Nacht war kalt. Hier ist es einfach nachts klirrend kalt. Minus 40 Grad im Winter ist hier Standardtemperatur, da fühlen sich die Einwohner hier grad im Hochsommer. Bestimmt nicht leicht im Winter hier. Wir machen einen Spaziergang durch den Wald, schleichen uns an Pferde und Yaks heran, die mir dann leider, als der eine Bulle näher kam, nicht mehr ganz geheuer sind. Am Abend gibt’s nochmal einen Besuch in den heißen Quellen und mit einer Wärmflasche geht’s in den Schlafsack. Ein toller Tag.

Wie es der Zufall so will sind zum gleichen Zeitpunkt, nur an der westlichen russischen Grenze, Projekt Feuerweh bzw. die Weltreise WG aus Karlsruhe, die wir auf dem overlander Weihnachtsfest in Indien in Goa getroffen haben, ebenfalls in die Mongolei eingereist. Wir fahren uns sozusagen entgegen. Wie es der Zufall so will erhalten wir heute eine Nachricht von ihnen, dass sie am selben See ankommen werden, den wir heute auch ansteuern wollten. Wie es der Zufall so will, treffen wir auf einen jungen Reisenden auf seinem Pferd, der den Tag zuvor die Muttis unserer Karlsruher getroffen hat, die auf Besuch in die Mongolei gereist sind. Wie es der Zufall so will, werden wir sie heute, wenn alles gut klappt, am Tsagan Nuur treffen. Ein Hoch auf den Zufall.

Es klappt alles gut. Nachdem wir durch Waldpisten und Flussdurchfahrten wieder auf der Hauptstraße angekommen sind, was wieder „wunderschön“ war :), fahren wir Richtung Tariat vorbei an einem Canyon und Vulkanen. Wie krass ist dass denn bitte?! Wie groß und schön kann die Mongolei noch werden? Der See befindet sich in einem Naturschutzgebiet und für uns heißt es erst mal 20 km über Vulkangestein- und staub. Es ist ziemlich holprig auf der Strecke und die letzten Meter auf den Berg sind mit tiefen Spurrillen und Sand bestückt. Till fährt grandios den Berg hinauf und oben werden wir mit einer sagenhaft schönen Aussicht über den See belohnt. Der Himmel ist blau, die Sonne lacht uns an, weiße Schäfchenwolken ziehen langsam über den Himmel und spiegeln sich im Wasser wieder. Traumhaft. Wir fahren den Hang hinunter und treffen tatsächlich die zwei Muttis, die seit Stunden schon auf ihre die Weltenbummler WG wartet. Wir freuen uns schon mega Jutta und Ulrike zu treffen. Als dann nur 15 Minuten später Till auf dem Berg das Feuerwehrmobil sieht ist die Vorfreude schon sehr groß. Ich mein, vor einem halben Jahr in Goa kennen und schätzen gelernt und hier wieder in der Mongolei ein Wiedersehen. Fantastisch.

Die nächsten fünf Tage verbringen wir mit den Jungs aus Karlsruhe. Es wird viel gelacht, erzählt, berichtet, gekocht!!!, die Vorzüge eines Wohnmobils geschätzt, ein Auto aus dem Schlammloch rausgezogen, meine erste Fahrt mit dem Feuerwehrmobil zum Vulkan, gewandert über schroffes Vulkangestein zum Vulkan hinauf und gemeinsam eine Tour zu den nächsten heißen Quellen nach Galt gefahren. Naja, wären wir sie gleich gemeinsam in kolonne gefahren, hätten wir uns vielleicht nicht Ver-fahren. Doch alles der Reihe nach: Nach zwei Tagen am See werden die Sachen gepackt und als Ziel die heißen Quellen in Galt vorgenommen. Luftlinie 35 km, auf der Piste 150 km. Da es am Morgen regnet warten wir bis der Regen aufgehört hat noch in der Jurte. Die Jungs, ein Vorteil von einem Wohnmobil, sind Wetterunabhängig und ziehen bereits los. Wir müssten sie eh wieder einholen weil, Vorteil von einem Motorrad, wir einfach schneller auf Offroad Strecken sind. Nach 30 Minuten ist der Regenschauer vorbei und wir fahren wieder am Vulkan vorbei. Noch ein paar Bilder geknipst und ab auf die nächste Piste. Wir hätten weiter rechts fahren müssen, da wir schon etwas zu weit links gefahren sind und wir vermuteten, dass wir auf der anderen Seite eh wieder auf die Piste kommen, sind wir einfach weiter „falsch“ gefahren. Zwischen dem richtigen Weg und uns liegen Grünflächen so weit das Auge reicht und ein Berg. Sah erst aus wie ein Hügel, war aber ein Berg. Till, immer noch der Meinung, dass es auf der anderen Seite des „Hügels“ wieder auf die „Straße“ geht fährt weiter und den „Hügel“ hinauf. Das Wetter schlägt um. War ja klar. Wir mittendrin. Einfach MITTENDRIN! Das kann man sich gar nicht vorstellen, es ist wie daheim einfach mal über die Wiese fahren oder aufs Feld. Es gab nicht mal einen Trampelpfad. Den haben wir durch das Grün gepflügt. Till düst den „Hügel“ hinauf. Ach was, oben geht es noch weiter hinauf. Ok. Weiter hinauf. Die dunklen Wolken sind direkt über uns, Wind kommt auf, es fängt an zu regnen, wir MITTENDRIN. Der Hügel ist doch kein Hügel sondern ein Berg. Am Horizont sind Berggipfel mit Schnee zu sehen, ja und da haben wir ihn auch, den Schnee. Es schneit. Till ist aber immer noch davon überzeugt, dass es gleich auf der andere Seite runter geht zur Straße. Ich schau ihn an. Es schneit, hier ist nichts und niemand und bestimmt auch kein Weg zur „Straße“ wir müssen umkehren. Bis Till soweit ist tatsächlich umzukehren, erkunden wir noch einen möglichen Weg nach unten, der leider zu matschig ist und mit zu viel Vegetation. Erst als nichts mehr geht und die Vernunft siegt drehen wir um. Von oben ist es gar nicht so leicht ausfindig zu machen aus welchem Tal wir heraufgekommen sind, aber alle Wege führe bekanntlich ans Ziel. Dieser zwar nichts ins richtige Tal, aber dennoch hinaus. Puh! Zwei Stunden haben wir damit verbracht wieder am Startpunkt anzukommen. Die Fahrt geht doch erst jetzt los und wir haben schon einen guten Trip hinter uns gebracht. Die linke Strecke lassen wir jetzt, wir nehmen die rechte. Die nächsten Stunden fahren wir durch tolle Landschaften, Hügel, Berge, Wälder, alles auf Piste. Mal schlechter mal besser. Wobei sich „besser“ und „schlechter“ bei mir neu definiert haben. „besser“ ist für mich Steinpiste, Schotter, Schottersand (nicht zu tief), trockene Erde, leichter Matsch, kleine nicht tiefe Wasserdurchfahren, Geröll. „schlechter“ ist Sand, Tiefsand, tiefe Wasserdurchfahrten, tiefer Matsch, tiefer Schotter, alles eben tiefer. Wir kommen durch und die Fahrt macht auch echt Spaß. Till macht das immer gut. Nur mit ihm würde ich solche Strecken fahren. Für die 60 km nach Jagarland brauchen wir bis zum Ende des Tages. Wir haben durch unsere „erste“ Tour viel Zeit verloren. Die Spuren auf dem Weg deuten aber darauf hin, dass die Jungs auch diesen Weg gefahren sein müssen. Wir können sie noch einholen. Ein Jeep hält an und begrüßt uns, wir fragen nach dem Wohnmobil, ja er hat sie gesehen, 15 km vor uns. In Jagarland angekommen ist uns klar, dass wir die nächsten 90 km bis nach Galt zu den heißen Quellen nicht mehr schaffen werden. Nicht bei diesen „Straßenverhältnissen“. Und wer weiß, wie sich die Wege noch entwickeln. Wir erhalten eine SMS von den Jungs, dass auch sie es nicht mehr nach Galt schaffen und sie am Fluss nähe Jagarland campieren werden. Was für ein Zufall, da sind wir gerade angekommen. Wir fahren den Fluss entlang und sehen das Feuerwehrmobil. Till holt mit Jonas Brennholz für ein Lagerfeuer und es gibt lecker Nudelsalat. Wie grandios ist dass denn bitte!

Wir schlagen unser Zelt neben den Jungs auf. Da es nach einer kalten Nacht aussieht lernen ich heute DEN Trick fürs Outdoor-Über-leben: Plastikwärmeflasche aus dem Lagerfeuer. Klappt doch nie! Klappt wohl! Und sie hält die ganze Nacht warm. Man stelle eine möglichst große PET Flasche mit wasser gefüllt mitten ins Feuer und wartet bis das Wasser kocht (Deckel nicht ganz zudrehen!) und, nein, die Flasche schmilzt nicht!

Nächster Morgen. Wieder Regen. Wir nutzen die Gunst der Stunde und ich packen die schwere Tasche samt mir ins Wohnmobil und ich fahre mit den Jungs mit. Till fährt die Strecke nach Galt ohne mich. Gute Entscheidung. Till wird sicherer im Sandfahren weil er mehr ausprobieren kann und ich schunkle im warmen trocknen Wohnmobil mit. Mit einem LKW solche Strecken zu fahren ist ein ganz anders Fahrgefühl und Vorankommen. Es entschleunigt einiges. Bodenwellen fahren wir mit dem Motorrad mit links, eine Wohnmobil schunkelt sich extrem durch. Aber der Weg ist das Ziel und den müssen alle meistern. Till fährt voraus, verliert bei der Fahrt aber unsere „Küche“, die ich leider auf dem Weg nicht ausfindig machen konnte. Unsere Küche war ein schwarzer Packsack der über der linken Box befestigt war. Es beinhaltet immer unser essen für die Fahrt und auch unsere Töpfe und Teller. Naja, nicht schlimm. Gekocht haben wir eh nicht viel. Für die Strecke nach Galt brauchen wir den ganzen Tag. Es ist natürlich wieder wunderschön durch das Land zu fahren. Die heißen Quellen von Galt sind am Ende einer Talsackgasse und hier ist wirklich ende. Geier fliegen hier noch herum, aber das war´s. Es regnet schon den ganzen Tag und jetzt als wir das Zelt aufschlagen wollen schüttet es aus Eimern. Jetzt bin ich doch noch pitschnass geworden. Das Bad in den heißeh Quellen tut gut. Auch wenn die Anlage nach altsowjetischem Stil nicht sehr einladend wirkt. Die Krönung zum Schluss: Kässpätzle selbst gemacht. Wo gibt’s denn sowas?! Ja hier am Ende der Welt. Danke Jungs! Ihr seid die Besten.

Endlich wieder ein Morgen ohne Regen. Die Sonne lacht. Heute heißt es Abschied nehmen. Till fährt bis zur „Kreuzung“ nochmal ohne mich. Zum Abschied gibt es nochmal gemeinsam Kaffee und Kekse in the middle of nowhere und wir freuen uns jetzt schon die Jungs in der Heimat wieder zu sehen.

Uns zieht es gen Westen. Erst Mal zurück Richtung Jagarland. Diesmal aber von der anderen Seite kommend. Hier erwarten uns Steinpisten, Sandpisten und, wegen den letzten Regentagen, Schlammpassagen. Till kommt super durch. Manche Autos müssen an einigen Stellen herausgezogen werden. Aber das tolle hier. Hier hilft man sich gegenseitig. Man ist auf den anderen angewiesen, denn man kann immer der nächste sein, der Hilfe braucht. Die Fahrt macht Spaß und nach einem Essen in Jagarland stellen wir unser Zelt am Ufer des Flusses auf. Es gibt Lagerfeuer mit Plastikwärmeflasche, Openairkino mit Sternenhimmel und tiefe Yakrufe vom anderen Ufer. Das ist das Camping Land No.1.

Das langsame Erwachen mit den ersten Sonnenstrahlen, die durch das Zelt scheinen und wärmen, sich nochmal umdrehen und den Yaks zuhören ist einer der schönsten Starts in den Tag, die es gibt. Wir fahren auf den letzten Kilometern geteerten Straßen nach Tostengel. Nach der Stadt gibt es nur noch Piste, und das geht nur mit speed. Wir lassen Luft ab. Sand und Waschbrettpiste werden für die nächsten 250 km unser Untergrund sein. Till fährt sehr gut. Er kann alles fahren. Er hat vor nichts Angst. Er ist konzentriert und kontrolliert (kk). Er meistert jedes Hindernis. Wenn man auf unserer hompage auf unsere Trackingseite anklickt und sieht wo wir gerade entlangfahren, wird eine gelbe Straße mit A306 angezeigt. Alle denken, ach ja, die fahren ja ne gute Straße über eine Autobahn. Die Piste ist die A306 und die Hauptverbindungsstraße quer durchs Land. Hier fahren LKWs, Autos, Mopeds auf Sand und Waschbrettpiste. Mir bleibt manchmal das Herz stehen vor Schreck, wenn ich die nächsten Sandmeter vor mir sehe, aber wir machen uns ganz gut auf Sand. Das Zauberwörter heißen „Luft ablassen“ und Gas geben. Wir schreddern gerade eine Sandpiste den Berg hinauf und werden oben mit Ausblick auf einen See belohnt. Dem Telmen Nuur. Alle Seen sind so riesig hier. Wir verlassen die Piste und fahren direkt zum See. Kein Mensch weit und breit. Ewige Weite. Um uns herum Berge, mit schweren Wolken. Wir bauen gleich das Zelt auf, in wenigen Minuten kann es regnen. Tut es dann auch. Wir harren im Zelt aus bis der Schauer vorüber ist. Es klar auf. Vor uns spielt sich ein atemberaubender Sonnenuntergang. Grell hell gelb, orange. Licht und Helligkeit als würde gerade die Sonne aufgehen und nicht unter. Der Wind hat nachgelassen. Wir kochen mit unserem neuen Alukochtopf Nudel mit Tomatensoße und sind dankbar für diesen Tag und die gute Fahrt.

Weit, Weite, Mongolei. Das Wort Weite hat für mich eine neue Bedeutung gewonnen. Nein, sie gewinnt jeden Tag gerade eine neue Bedeutung. Wenn man glaubt die Weite der Mongolei vor sich zu haben und man fährt auf den nächsten Hügel und erblickt in eine noch viel weitere Weite als davor. Das haut einen um. Macht sprachlos. Man ist so klein. Winzig. Nur ein Sandkorn in all dem Großen. Die absolute Schönheit der Natur erstreckt sich vor einem und man sieht 100 km keine Menschenseel. Auch das kann gleichzeitig beängstigend sein. Steppe. Wüste. Endlose Weite in der man sich verlieren kann, kennt man den Weg nicht.

 Das Pistenfahren steckt jetzt voll in uns drin. Plötzlich macht es rumps und ich verliere den Halt unter meinem rechten Fuß. Meine Fußraste ist abgebrochen. „Gründe Löcher“ nennt Till die unscheinbaren Fallen im Boden. Unscheinbar aber tief. Ohne Fußraste ist blöd, aber geht nicht anders. Im nächsten Minikaff bekommen ich eine neue Fußraste angeschweißt und lecker Hühnchen mit Pommes. Was, das ist doch nichts besonders. Oh doch! Zum Essen in der Mongolei hab ich noch gar nicht viel geschrieben. Das ist nicht nur fleischlastig sondern Schaf und Hammel fleischlastig und Schafsfleisch ist wirklich ein sehr tierischer Geschmack an den ich mich nicht so gern gewöhnen möchte. Und da, in diesem kleinen Dorf am Ende der Welt verkauft eine kleine Bude Hühnchenschenkel mit Pommes. Ein Genuss.

Mit neuer Fußraste geht es weiter durch die Steppe. Ode an Till. Du bist der beste Fahrer auf der Welt. 50 km vor Khyargar Nuur, einem noch größeren See als Telmen Nuur, fahren wir neben einer noch nicht fertigen Straße entlang. Piste, Piste, Piste. Speed über Waschbrettpiste und Sand. Und nach einer Bodenwelle macht es plumps und mein linkes Bein verliert seinen Halt. Jetzt hat sich meine linke Fußraste verabschiedet. Und ich noch so beim Schweißer, bald ist meine linke Fußraste dran. Wieder mit einer Fußraste weniger fahren wir plötzlich auf eine nagelneue geteerte Straße rauf. Was für ein Segen für Motorrad und Fahrer. Wir nehmen es auch echt hart ran in letzter Zeit. Ein Auto ist auf der Strecke stehen geblieben und bittet uns Benzin zu holen. Da die nächste Tankstelle erst nach 50 km kommt entschließt sich Till kurzerhand ein paar Liter aus unserem Motorrad anzuzapfen. Jetzt heißt es die nächsten Kilometer schön langsam fahren. Auch für den Jeep. Wir fahren dem Sonnenuntergang entgegen. Der See wird eins mit dem Himmel, verschmilzt im hellen lila mit dem Horizont. Der Jeep und wir erreichen die Tankstelle. Wir sind heute genug gefahren. Am Ufer des Sees schlagen wir unser Zelt auf. Es ist schön mild und ich brauche heute keine Wärmflasche.

Zum Frühstück gibt es Nudelsuppe und Instantkaffee mit Blick auf See und einmal Motorrad aus dem Sand rausbuddeln bitte. Ja, wir stecken das erste Mal so richtig fest im Tiefsand. Luft ablassen, buddeln, Körpereinsatz. Hau ruck, die Maschine ist befreit.

Es sind noch 50 km nach Ulaangom. Die Stadt liegt am größten See der Mongolei. Dort krieg ich erst mal wieder eine neue Fußraste angeschweißt. For free. Voll toll und danach Fleisch mit Fleischbeilage. Wo ist das Gemüse? Salat? Nix Gemüse, nix Salat. Zum Fleischgericht gibt’s Fleischbeilage, basta. Puh. Der Weg zum größten See der Mongolei besteht natürlich auch nur aus Piste. Im Affenzahn geht’s über die Pisten. Leider war das Camp am Ufer eher ein Reinfall und wir brauchten unbedingt wieder mal eine gescheite Dusche. Daher geht’s die 25 km wieder zurück in die Stadt. Abzweigung verpasst, zwei bellende Hunde, und mit Vollbremsung im Tiefsand geparkt. Die Maschine ist ganz schön schwer. Und wir müssen das Gepäck abmontieren, buddeln, Luft ablassen, langsam Gas geben, Körpereinsatz, hau ruck. Die Maschine ist befreit. Zwei Buddelaktionen an einem Tag. Puh! Jetzt haben wir uns wirklich ein Hotel verdient. Duschen, Wäsche waschen, Beine ausstrecken. Auszeit.

Wir bleiben zwei Nächte in Ulaangom, auch wenn die Stadt nichts zu bieten hat. Wir chillen und ruhen uns aus. Die nächsten 250 km nach Süden auf die Südroute werden auch kein Zuckerschlecken werden. Ich mache mir manchmal viel zu viel Gedanken darüber wie die Strecke aussehen könnte. Das bringt alles nichts. Es kommt eh anders zweitens vertrau ich auf Till und sein Fahrkönnen.

Der heutige Tag wird vermutlich mein emotionalster Tag der gesamten Mongoleireise, vielleicht meiner bisherigen Reise werden. Diese Strecke fordert mich heute extrem und gleichzeitig werde ich das schöne Freiheitsgefühl erleben. Es geht durch ausgetrocknete Flussbetten, weite Steppen, Marslandschaften, vorbei an Kamelherden, tiefe Sanddurchfahrten wo wir plötzlich wieder im Tiefsand parken. Auszeit. Ganz kurz verschnaufen. Wir sind wieder neben einem See angekommen. Die ersten 100 km verliefen gut. Schottersandpisten, Steine, mit allem komm ich gut zurecht. Aber im Tiefsand fahren kostet mich einiges an Überwindung und ich fahre noch nicht mal selbst. Ich sitze einfach nur hinten drauf. Till fährt. Till muss die Entscheidungen treffen welche Piste er wählt. Das sind Sekundenentscheidungen und er macht alles richtig und mit besten Wissen und Gewissen. kk. Diese Tiefsandangst macht mich wahnsinnig. Mir kullern Tränen herunter. Wenn das die nächsten 100 km so weiter geht. Ich will gar nicht darüber nachdenken. Till macht mir Mut. Er macht mir immer Mut. Eigentlich sollte ich ihm Mut machen. Er fährt doch. Durchatmen. Nach vorne blicken. Fokusieren. Luft ablassen. Wir schaffen das. Die Auszeit und die wenigen Tränen haben mich wieder klar im Kopf gemacht. Ich bin bereit. Rauf auf den Bock. Wir schaffen das. Wir geben Gas. Wir sind beide konzentriert und kontrolliert. Das noch mehr ablassen der Luft am Vorderreifen spürt man erheblich. Viel besseres Fahrgefühl. Und das komische Sandgefühl gehört auf Sand einfach dazu. Das ist nichts schlimmes. Es gehört dazu. Auch der Spurenwechsel im Tiefsand und der kurze Ruckel am Leckrad gehört dazu. Till macht das hervorragend. Wir schaffen es ohne Probleme aus dem Sandkasten raus und halten am nächsten Dorf erst mal an. Da gibt es Cola und Eiscreme. Ich fühl mich wieder gut. Wir können alles schaffen. Das weiß ich jetzt. Wir fahren und fahren. Piste auf und ab. Weite, endlos. Lichtspiel von Sonne, Wolken und Wind. Wir fahren und fahren. Können den Augenblick kaum fassen, in dem wir jetzt sind. Einfach wunderschön. Kurz vor Sonnenuntergang blicken wir nach einer Anhöhe auf ein endloses Tal. Der See, der Vulkan in der Mitte, die Steppe, die Weite. Wir halten. Hier übermannen mich alle Gefühle. Hier fühle ich mich frei wie noch nie zuvor auf dieser Reise. Wir können gemeinsam so viel erreichen und es ist ein Geschenk diese intensive Zeit gemeinsam mit Till zu verbringen. Sie mit ihm zu leben und zu teilen. Wir haben schon so viel gesehen, so viel erlebt. Hier stehen wir nun und der Augenblick ist überwältigend schön. Ergreifend. Ehrlich. Frei.

Regen, Wind und Sandsturm setzten uns beim Zeltaufbau nochmal richtig zu, aber auch das meistern wir. Am Ende des Tages sitzen wir zufrieden und glücklich auf dem Felsen und blicken in dieses schöne Land. Was für ein besonderer Tag. Was für ein wertvoller Tag mit einem wertvollen Menschen.

Kovhd erreichen wir am nächsten Tag nach einer Stunde gemütlich fahren. Es gibt Schnitzel und Kartoffelbrei. Lecker. Nach Ölgi werden wir es heute vermutlich nicht mehr schaffen, aber wir haben ja keinen Zeitdruck. Die Fahrt ist gut. Piste mit allem drum und dran, auch Wasserdurchfahrt, aber eine gute Fahrt. Till ist müde, das merke ich. Wir fahren den Hang hinauf um unser Zelt aufzustellen. Über uns ragen schneebedeckte Gipfel. Hammerausblick. Nur das der Wind und der Regen dem Zelt richtig arg dran nehmen. Diese Böen lassen einem die Knie erweichen, wenn man in dem Zelt sitzt und man glaubt, dass es das Zelt nicht lange aushalten wird. So schnell der Sturm kam, so schnell geht er auch wieder. Auch typisch Mongolei. Das Minutenwechselwetter. Es ist still. Kein Windchen weht mehr. Ich schlafe ein. Tief und fest.

Nächster Morgen. Sonnenschein, blauer Himmel. So werde ich am liebsten geweckt. Wir tanzen in den Morgen hinein, Kaffee und Schokokekse zum Frühstück und weiter Richung Ölgi durch das Altai Gebirge. 50 km vor Ölgi gelangen wir wieder auf guten Straßen und fahren einsam auf der Mittellinie entlang. Ölgi liegt schön gelgen im Tal zwischen den Bergen. Die bunten Dächer der Städte sind auch so typisch für die Mongolei. Jedes Dach ist andersfarbig und bunt. Von pink bis orange. Alles dabei. Total witzig. Das Motorrad macht komische Geräusche. Wir haben es jetzt echt hart rangenommen. Das Ritzel sieht fertig aus, die Kette auch, der Gepäckträger drückt auf den Auspuff. Das heßt für uns ran ans Werk. Im blue wolfs Camp nehmen wir uns eine Jurte und haben Zeit das Motorrad zu pflegen. Kette säubern, Ritzel säubern, Kugellager kontrollieren, Gepäckträger mit Manneskraft vom Auspuff weg biegen, Auspuff mit Distanzplatten ein Stückchen von der Hinterradschwinge entfernen. Alles wieder anschrauben. Fertig. In Russland braucht das Motorrad dringend einen Service, neue Kette und Ritzel.

Nach drei Wochen Mongolei nehmen wir langsam Abschied von diesem schönen Land. Wir fahren morgen Richtung Russland und vielleicht schon nach Russland rein. Die Grenze ist nicht mehr weit. Dann geht es durch das Altai Gebirge nach Kasachstan und über den Pamir Highway Richtung Heimat. Auch das wird noch eine aufregende Etappe werden. Reisen macht glücklich. Ich bin es.

Was macht die Mongolei für mich aus?

  • Weit... Weite... Mongolei

  • „ist das schööööön“ (Dauerzitat von Till)

  • Panoramabilder

  • Piste, Piste, Piste

  • Sandpiste, Staubpiste, Schotter, Geröll, Tiefsand

  • rechts oder links? Ähm..ja!

  • Gute und böse Waschbrettpiste

  • Wasserdurchfahren

  • querfeldein

  • Campin-Traumland-No.1

  • Yaks, Pferd, Schafe, Ziegen, Steppenfuchs, Geier, Riesenadler

  • Schaffleisch, Pferdefleisch

  • Buttertee

  • Projekt Feuerwehr

  • „neue Gefühle“ (LKW Fahren in der Mongolei)

  • Vorteile von einem Wohnmobil (Nudelsalat, Kässpätzle, Frühstück, Spieleabend bei Regen und Wind im Warmen, Duschen!!, war das grad ne Wasserdurchfahrt?!, entschleunigtes Reisen, wir fahren dann mal los, hier pennen wir)

  • Seen

  • Lichtspiele

  • Wetter

  • Sonnenuntergänge noch nie so gesehen

  • Wind, Regen, Sturm, Sandsturm

  • gutes Zelt!!

  • gutes Motorrad!!

  • 2 Fußrasten an einem Tag verloren

  • 2 mal das Motorrad aus dem Tiefsand rausgebuddelt

  • keine schönen Städten

  • Kinder, die auf Pferden galoppieren

  • lonley rider in der Ferne

  • intensives Land und Reisen

  • Herausforderung für Mensch und Maschine

  • Till, der beste Fahrer der Welt

  • „wir schaffen alles gemeinsam“

  • irgendwo im nirgendwo

  • „Pizzaservice bitte!“

  • heiße Quellen

  • Jurten

  • ergreifende Momente

  • zu zweit auf einem Motorrad durch die Mongolei...chaggalagga

  • Jugo :)

  • Vodka und Süßigkeiten

  • wie baue ich das Zelt bei Wind auf?!!

  • tote Tiere und Gebeine

  • grüne Löcher sind gefährlich

  • Luft ablassen und Gas geben

  • noch mehr Luft ablassen und noch mehr Gas geben

  • mit 80 km/h über Waschbrettpisten

  • driften im Sand (noch viel weniger gutes Gefühl)

  • zelten am See, Fluss, Berg, Hang

  • Plastikwärmeflasche aus dem Lagerfeuer..ja das funktioniert

  • bitterkalte Nächte

  • Vulkane, Canyon

  • Land voller Emotionen

  • „full please!“ (Tankstelle)

  • Fleischgericht mit Fleischbeilage

  • tolle Tapeten

  • sowjetstyle

  • Der Dreck unter den Fingernägel geht selbst nach mehrmaligen Seifenwasser nicht weg

  • wer eine Definition für den Begriff „Weite“ sucht, muss in die Mongolei

  • sich ständig veränderte Landschaft nach jeder Kurve

  • 5l Wasserkanister. Super.

  • Kochtasche verloren

  • Land ohne Grenzen

  • offroad Traumland No.1 für alle Motorradfahrer

Unsere bisher gefahrene Strecke: Deutschland, Österreich, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Türkei, Iran, Pakistan, Indien, Nepal , Russland und Mongolei:

Kilometerstand bei Landeinreise:

Start in Bad Mergentheim: 106173 km

Österreich: 107177 km

Ungarn: 107688 km

Rumänien: 108380 km

Bulgarien: 109705 km

Türkei: 110170 km

Iran: 113286 km

Pakistan: 118080 km

Indien: 122970 km

Nepal: 131970 km

Russland: 133170 km

Mongolei: 137221 km

Russland: 139821 km

Russland Klappe die Zweite. Mit unserem Visum können wir das zweite und letzte Mal in Russland einreisen. Exakt bis zum russischen Grenzübergang fahren wir typisch mongolisch auf Piste, dann begrüßen uns perfekt geteerte Straßen. Was für eine Erholung für Mensch und Motorrad. Tschüss du schöne Mongolei. Wir werden dich als ganz besonderes Land in unserem Herzen bewahren. Grenzübergang erfolgt problemlos, leider mussten wir „Skully“, unseren Skelettziegenkopf, den wir in der mongolischen Steppe gefunden und an das Motorrad befestigt hatten, an der russischen Grenze wieder abmachen. Einfuhr verboten. Schade. Aber die Grenzpolizisten fanden den Anblick amüsant. Leider hatten wir wenige Stunden nach Einreise ein „nicht-amüsantes-Gespräch“ mit einer „nicht-amüsanten“ Frau.

Es regnete, es war schon Abend und wir entschieden uns in ein Hotel zu gehen. Wir haben uns schon müde abgelegt da klopft es an die Tür. Passport Kontrolle. Wir runter zur Rezeption. Da steht eine kleine Frau mit einer Mappe unterm Arm und möchte unsere Pässe sehen. Till vermutete zunächst, dass sie die Hotelmanager sei und ich hab an noch gar nichts böses gedacht da teilt uns diese Frau mit, dass unsere Visa nicht gültig seien. Whaaattt?!!! Wer bist du denn?? Angeblich arbeitet sie für das immigration office und wir müssten sofort mit ihr zur Polizeistation und auf einem Papier unterschreiben, dass wir eine Straftat begangen hätten und eine Geldstrafe zahlen. Whhaattt???!!! Wer bis du denn??!! Erstens wir unterschreiben gar nichts, Zweitens unsere Visa sind gültig. Wir kommen gerade von der mongolisch-russichen Grenze und da wurden wir schon kontrolliert. Zuvor in Vladivostock und bei der ausreise in die Mongolei. Hätten wir keine gültigenVisa hätten wir nicht einreisen dürfen. Diese kleine Frau mit ihrer Mappe unter dem Arm hat das nicht verstehen wollen. Es kam zu einer hitzigen Diskussion die über eine sehr nette Übersetzerin gehalten würde. Wir wollten weder diese Vorwürfe akzeptieren noch irgendwas bezahlen. Das roch nach einer faulen Sache und wir waren nicht bereit uns von absurden Argumentationen ihrerseits, die völlig ins Lächerliche übergingen zu beugen. Wir packten unsere Sachen und teilten ihr über die mitgebrachte Übersetzerin mit, sie konnte nämlich kein Wort Englisch, dass wir uns beim nächst höheren Amt über sie beschweren werden und wir diese Angelegenheit mit ihrem Vorgesetzten klären wollen und nicht über sie. Das hat gesessen. Weder konnte sie uns ihren Ausweis zeigen (auf Nachfrage sie solle sich ausweisen hat sie sehr pampig reagiert), der bestätigte, dass sie tatsächlich für das Immigration Office arbeitete noch wollte sie uns glauben, dass unsere Visa, die eindeutig an der Grenze vom Immigration Office abgestempelt wurden, gültig waren. Unfassbar. Whaatt??!! Wer bist du denn??!! Als wir mit Sack und Pack das Hotel verließen war plötzlich die Frau nicht mehr da. Keinen hat es plötzlich mehr interessiert ob wir nun gültige Visa hatten oder nicht. Rauf aufs Motorrad und weg von hier. So ein Schmarn haben wir noch nicht erlebt. Die nächsten 50 km fahren wir kopfschüttelnd und völlig erbost über dieses Verhalten. Zum Glück finden wir noch ein Camp mit Holzhütten wo wir freudig willkommen geheißen werden. Welcome to Russia Part II.

Russlands Schweiz ist das Altai Gebirge. Wow! Was für eine wunderschöne Fahrt durch das Tal mit schneebedeckten Berggipfel. Straßen toll. Landschaft toll. Wir fahren an diesem Tag nicht weit und suchen uns einen schönen Zeltplatz am Fluss. Lagerfeuer und Schaschlik, machen den Tag perfekt. Das Leben ist schön. Auch am nächsten Tag finden wir wieder einen schönen Zeltplatz am Flussufer. Leider mitten in der Schnackenhölle. Sie fressen mich auf. Nur im Zelt ist man sicher, sobald man die sichere Festung verlässt ist man den kleinen Biestern ausgeliefert. Das zeigt sich am nächsten Tag an den unzähligen Stichen. Grrrrrr!!!

In Bernaul bekommt unser Motorrad endlich ein neues Ritzel und eine neue Kette. Über einen Motorradfreund, den wir in der Mongolei kennengelernt haben erhalten wir einen Kontakt von einer guten Werkstatt, die sich mit großen Motorrädern auskennt und auch die Ersatzteile organisieren kann. So stelle ich mir eine typisch russische Hinterhofwerkstatt vor. Der Mechaniker war super und endlich ist auch das Klackern nicht mehr zu hören. Top!

Was macht Russland Part II für mich aus?

  • Goodbye Skully

  • What, wer bis du denn?

  • Darf ich ihren Ausweis mal sehen?

  • Altai Gebirge, die Schweiz Russlands

  • Bierkäse

  • Schnakenhölle

Unsere bisher gefahrene Strecke: Deutschland, Österreich, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Türkei, Iran, Pakistan, Indien, Nepal , Russland, Mongolei und Russland:

Kilometerstand bei Landeinreise:

Start in Bad Mergentheim: 106173 km

Österreich: 107177 km

Ungarn: 107688 km

Rumänien: 108380 km

Bulgarien: 109705 km

Türkei: 110170 km

Iran: 113286 km

Pakistan: 118080 km

Indien: 122970 km

Nepal: 131970 km

Russland: 133170 km

Mongolei: 137221 km

Russland: 139821 km

Kasachstan: 140971 km

Wir waren nur vier Tage in Russland, dann ging es von Bernaul direkt an die russisch-kasachische Grenze. Die Stan-Länder stehen auf dem Programm. Für Kasachstan brauchen wir kein Visum und auch kein Carnet. Einfach Stempel in den Pass und schon sind wir in Kasachstan. So einfach kann Reisen sein. Der kasachische Grenzpolizist fragt uns ob wir die Expo besuchen werden. Expo? Hier in Kasachstan? Haben wir nicht gewusst. In Astana der Hauptstadt findet in diesem Jahr die Expo mit dem Motto „future engergy“ statt. Wir schauen uns an. 800 km Umweg. Wir müssen nicht lange überlegen und nehmen die Route nach Westen nach Astana. Hätten wir gewusst wie die Straßenverhältnisse sind, hätten wir uns vielleicht dagegen entschieden. Von den 800 km waren 500 km sehr schlechte Straßen und die meisten davon Baustelle. Horror. Auch der Wechsel von 10 km geteerte Straßen zu 100 km schlechte Straßen haben wir nicht verstanden. Aber nun waren wir schon auf dem Weg. Die kasachische Steppe ist hauptsächlich eine öde Weite. Hier gibt es nichts. Hier wächst nichts. Man kann gefühlt 500 km in die ein und andere Richtung sehen ohne irgendwas zu sehen. Haut einen aber auch um! Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber wir erreichen die 800km nach Astana nach 14 Stunden Fahrt in einem Rutsch. Völlig erledigt kommen wir nachts um 3 Uhr an und finden ein Hostel in dem wir müde in unsere Betten fallen.

Nächster Morgen. Die Sonne lacht. Es ist heiß. Wir starten den Tag mit einem ausgiebigem sightseeing Programm. Wir konnten uns überhaupt nichts unter Astana der Hauptstadt Kasachstans vorstellen und sind verblüfft von der Architektur dieser noch jungen Stadt. Sie strahlt so viel Prunk und Moderne aus, aber irgendwie auch einen Las-Vegas Style. Wir haben aber Spaß bei unserem Rundgang durch die Stadt und freuen uns auf die morgige Expo.

Expo2017. Das erste Mal war ich auf der Expo in Hannover. Und jetzt hier in Astana. Cool. Als erstes haben wir uns natürlich den Pavillion von Kasachstan angeschaut, der wirklich cool gemacht war. Ganz klar, als nächstes sind wir zum deutschen Pavillion, der mit Abstand der Oberhammer war. Medial, didaktisch super ausgearbeitet. Aber auch unsere Nachbarn die Österreicher haben das Thema witzig umgesetzt indem sie die ganze Halle spielerisch und aktiv ausgebaut haben. Die Energie der Zukunft steckt in dir. So das Motto. Die Amerikaner haben einen patriotischen Film gezeigt in dem getanzt wurde. Wir haben uns köstlichst amüsiert. Der Tag in der Expo verging im Fluge. Am Abend haben wir noch Olga getroffen, die uns zu einem typisch kasachisch-kulinarischen Abend eingeladen hatte. Eine Freundin von Tills Schwester. Schön solche connections zu haben. Danke für den schönen Abend.

1200 km von Astana nach Almaty. Pampa, Steppe, Weite. So weit das Auge reicht. Auf dem Weg treffen wir auf Anton und Paul. Zwar Biker, die auch auf dem Weg nach Almaty sind. Wir schließen uns ihnen an und sind zum ersten Mal in einer Motorradgruppe unterwegs. Macht schon Spaß. Das letzte und einzige Mal, dass wir Gefährten hatten war in Pakistan. Nach der Hälfte der Strecke erreichen wir den 300 km langen See mitten in Kasachstan. Erst am nächsten Morgen sehen wir die abgefahrene Farbe des Sees. Türkis-Südsee-blau. Der See ist zur Hälfte Süß- und zur anderen Hälfte Salzwasserhaltig. Man kann den Grund nicht sehen und da der See so groß ist geht der See am Horizont direkt in den Himmel über. Total abgefahren der Anblick. Kurze Morgendusche im See und wir brechen die letzten 600 km runter. Die beiden laden uns zu sich ein. Und wir genießen einen tolle Tage in Almaty mit Anton und Paul, die uns ihre Stadt zeigen. Ab Almaty Richung Süden fängt die Landschaft wieder an interessant zu werden. Berge, Täler, Wanderwege. Danke ihr beiden. Ihr seid toll.

Von Almaty ist es eigentlich nur ein Katzensprung nach Bishkek, der Hauptstadt Kirgistans. Aber wer möchte schon den direkten Weg fahren wenn es über Umwege noch durch wunderschöne Landschaften gehen kann.

Östlich von Almaty gibt es einen kleinen Grenzübergang, der auch für Ausländer offen ist. Vorbei fährt man an Kasachstans Hauptattraktion: Dem Charyn Canyon. Er soll angeblich der zweitgrößte Canyon nach dem Gran Canyon sein. Er ist wirklich beeindruckend schön. So was hab ich noch nicht gesehen. Er ist 150 km lang und reicht bis nach China. Wow. Zelten dürfen wir da leider nicht, Naturschutzgebiet. Aber ein paar Kilometer weiter an einem Fluss finden wir einen schönen Zeltplatz. Hier wollen wir unsere letzte Nacht in Kasachstan verbringen. Zelten ist schön. Mit dem Motorrad kann man sich seinen Traumplatz aussuchen und ist mitten in der Natur. Man baut das Zelt auf, macht Brotzeit, schaut dem Sonnenuntergang zu und ist einfach zufrieden. Zufrieden sein. Ein wertvolles Gefühl.

 Was mach Kasachstan für mich aus?

  • Schnellste Ein- und Ausreise ever

  • 800 km schlechte Straßen nach Astana

  • Pampa, Weite und Nichts

  • kasachische Steppe

  • Kohleabbau

  • Expo 2017

  • Astana..so stelle ich mir Las Vegas vor

  • Wieso endet die gute Straße jetzt??

  • Anton und Paul

  • türkis-südsee-See

  • Wohnen im Sowjetplattenbau

  • 840 Stufen rauf und runter..puh!

  • Freundliche Menschen

  • Charyn Canyon

  • frisch abgezapftes Bier to go

Unsere bisher gefahrene Strecke: Deutschland, Österreich, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Türkei, Iran, Pakistan, Indien, Nepal , Russland, Mongolei, Russland und Kasachstan:

Kilometerstand bei Landeinreise:

Start in Bad Mergentheim: 106173 km

Österreich: 107177 km

Ungarn: 107688 km

Rumänien: 108380 km

Bulgarien: 109705 km

Türkei: 110170 km

Iran: 113286 km

Pakistan: 118080 km

Indien: 122970 km

Nepal: 131970 km

Russland: 133170 km

Mongolei: 137221 km

Russland: 139821 km

Kasachstan: 140971 km

Kirgistan: 143354 km