Oktober


Müde vom wilden Westen und wieder in der Zivilisation verbringen wir zwei Tage auf dem Campingplatz in Shiraz, flanieren gemütlich durch den Bazaar und schauen uns die Sehenswürdigkeiten an. Ganz überraschend liegt am Morgen vor unserem Zelt ein Frühstückspaket und ein Gruß von einem Unbekannten. Wir sollen das Frühstück genießen. Brot, Honig, Feigen, … wir sind begeistert und genießen unser Frühstückspicknick.

50 Kilometer von Shiraz liegt Persepolis. Darauf freuen wir schon seit geraumer Zeit. Wir packen also wieder unsere Sachen und machen uns auf zur Ruinenstadt. Persepolis war eine der Hauptstädten im persischen Reich. Am Fuße des Berge Kuh-e-Mehr wurde ein 15 ha große Terasse angelegt. Über 14 Gebäude sind auf dieser Plattform unter Darius I und seinen Nachfolgern Xerxes, Artaxerxes I und Ataxerxes II errichtet worden. Sie gehört zum UNESO-Welterbe. Wir stehen staunend davor und fragen uns immer wieder, wie das 2500 Jahre vor Christi möglich war solche Stätten zu bauen. Till macht einfach wunderschöne Bilder. Wir besuchen auch Nasqh-e-Rostdam, die vier Felsgräber und fahren nach Pasergadea, der Grabstätte des Kyros II. Von da aus machen wir Strecke. 350 Kilometer nach Yazd. Hauen uns da auf den städtischen Campingplatz wo die Locals auch zelten. Auch wenn der Campingplatz neben der Hauptstraße liegt, wir fallen tief in den Schlaf.

 Yazd ist eine der ältesten Städte Irans und eine Oasenstadt. Zur Kühlung und Belüftung der Häuser dienen die für Yazd berühmten Windtürme. Uns gefällt die Stadt. Die Lehmhäuser, die kleinen Gassen, die trockene Hitze. Das passt gut zusammen. Wir gönnen uns seit langem mal wieder ein Hotel. Nur noch wenige Tage im Iran. Wir planen die Strecke für die nächsten Tage Richtung Pakistan. Wir sind jetzt fast einen Monat im Iran und genießen Land und Leute. So viel Vielfalt in Landschaft, Natur, Kultur und Tradition. Ein Zauber von 1001 Nacht liegt in vielen Städten und ein großes, weites und offenes Herz bei den Menschen.

 

Was macht für mich Iran aus?

  • Welcome to Iran

  • Gastfreundschaft

  • Gastfreundschaft

  • Gastfreundschaft

  • Hilfsbereitschaft

  • Ex (Foto)

  • Chai

  • No problem

  • Mister Till :)

  • SafranREIS mit Rosinen

  • SafranEIS

  • Karottensaft mit Eis

In Yazd besuchen wir „the temple of silence“ und den Feuerturm. Hier leben viele Iraner, die dem Zarathustra Glauben angehören. Sie haben ihre Toten zum Fraß den Vögeln gegeben. Dafür gab es ganz bestimmte Tempel, die heute noch zu sehen. Es ist beeindruckend und schaurig zugleich an solch einem Ort zu sein. Auf der anderen Seite das Feuer, das seit 700 Jahren brennt und Zeichen als Sieg gegen den Teufel stehen soll. Für die Zarathustra Gläubige ein wichtiger und heiliger Ort.

Noch eine Woche Iran. Haben wir alles gesehen? Nein bestimmt nicht. Aber was wir die letzten sieben Tage noch sehen werden ist so vielseitig wie das Land.

 Nach Yazd ist Till erst mal wieder Stadt gesättigt. Ihn zieht es in die Wüste. Da wir erst spät von Yazd wegfahren schaffen wir es zwar nicht zu unserem gewünschten Ziel, aber wir haben dennoch einen sagenhaften Blick auf den Sternenhimmel. Wir schlafen nur in unserem Unterzelt und können somit auf den Himmel blicken. Wir sind zwar in der Wüste aber die „richtige“ Wüste kommt noch.

 Mit den ersten Sonnenstrahlen und ansteigender Wärme geht es ab in die Wüste. Wir erreichen Shadad. Eine Wüstenstadt. Mit jedem Meter, der wir uns diesem Städtchen nähern wird es heißer und heißer. Jetzt sind wir in der Wüste. Es ist sagenhaft. Wir schlafen in einem desert camp, heizen durch die Wüste (ist nicht wirklich mein Ding), steigen zum sunset auf einen Berg und besuchen die berühmten Kaluts, Sandformationen in der Wüste, die vom Wind geformt wurden. Till fährt noch ein paar Runden und schon sind wir von der Wüste auf den Weg in die Berge. Dort sehen wir Gipfel, die noch Schneebedeckt sind. Abgefahren. Von der Wüste zu schneebedeckten Gipfeln. Die Berge haben tolle verschieden Farben, die Oasen mittendrin, die kleine grüne Farbflecken in der Landschaft bilden.

In Rayen machen wir einen kurzen Stopp um eine alte Burg anzuschauen um dann den direkten Weg nach Bam zu nehmen. Es gibt den „normalen“ Weg und den „Till Weg“. Statt auf der Karte roten Straße nehmen wir die weiße Straße auf der Karte. Alles gut bis plötzlich die Straße plötzlich aufhört und zu einer offroad Straße wird. Irgendwo im Nirgendwo fahren wir offroad durch das Land. Vorbei an kleinen Dörfern, alten Burgen und Sandformationen. Till ist begeistert, ich schwitze hinten. Rechts herum oder links herum. Till findet den Weg. Das war ein Ritt. Pünktlich zum Sonnenuntergang kommen wir in der Oasenstadt Bam an. In einem kleinen guest house nehmen wir uns ein Zimmer für die nächsten zwei Tage bevor es nach Pakistan geht. Alles kribbelt.

Bam. Was wir hier erleben dürfen ist unglaublich. Seit ein paar Tagen bereiten sich die Iraner auf ihr größtes religiöses Fest vor. Ashura. Am Abend nehmen wir an der Feier der Moschee teil. Till unten bei den Männern, ich oben auf der Empore bei den Frauen. Was ich da miterleben durfte werde ich bestimmt nicht vergessen. Die Gebete, die Gesänge, die Rituale. Die ganze Moschee bebt. Dicht an dicht sitzen die Frauen zusammen. Es ist dunkel. Man hört die Rufe der Männer unten. Die Frauen oben. Einmalig dabei teilhaben zu dürfen. Bei der Menge der Frauen oben hätte ich nicht gedacht, dass ich dieselbe Familie am nächsten Morgen bei der großen Zeremonie in der Stadt nochmal treffe und wiedererkenne. Ich war mega glücklich darüber.

 Die Feier am nächsten Tag in der Stadt war gigantisch. Die Gläubigen versammelten sich in der Mitte der Stadt. Betend, singend, gedenkend. Es wurde organisiert, dass wir auf einem Dach eines Gebäude die Zeremonie von oben beobachten durften. Das war sehr beeindruckend. Till wurde sogar von einem TV-Sender interviewed. Wir hatten zwei eindrucksvolle Tage in Bam. Ein toller Abschluss für unsere Iran Reise. Voller Spannung blicken wir auf unsere nächste Etappe. Pakistan.

3:45 Uhr. Der Wecker klingelt. "Get on the donkey". Wir sind auf dem Weg zur Iranisch-Pakistanischen Grenze. Dort hören wir nochmal zum letzten Mal ein herzliches "welcome to Iran" bevor der Beamte uns die Tore zu Pakistan aufmacht :)

Unsere bisher gefahrene Strecke: Deutschland, Österreich, Ungarn, Rumänien, Bulgarien,Türkei und Iran.

Kilometerstand bei Landeinreise:

Start in Bad Mergentheim: 106173 km

Österreich: 107177 km

Ungarn: 107688 km

Rumänien: 108380 km

Bulgarien: 109705 km

Türkei: 110170 km

Iran: 113286 km

Pakistan: 118080 km

Und...Was macht ihr gerade so?

Wir reisen in Pakistan ein. Unkompliziert und ohne Probleme. Ein unbeschreiblich gutes Gefühl. Da wir durch Beluchistan nicht ohne Polizeieskorte fahren dürfen müssen wir eine Nacht in der Polizeistation in Taftan, der Grenzstadt, nächtigen. Wir fühlen uns sicher und gut und essen unser erstes pakistanische Essen mit zwei Overlandern, die mir einem indischen Bus auf dem Weg nach Holland sind. Total abgefahren. Wir tauschen unsere Reiseführer und freuen uns mega auf Pakistan. 

Nur wenige Kilometer von uns liegt Afghanistan. Die 700 km Fahrt durch die Wüste Beluchistans mit unzählig vielen  Checkpoints dauert 15 Stunden lang. Die Polizeieskorte fährt teilweise mit einer Affengeschwindigkeit über Schotter, Schlaglöcher und Sand. Immer in Gedanken unser Federbein. Oh bitte halte auf ewig. Da die Strecke stellenweise mit Sand bedeckt ist fahre ich eine Teilstrecke mit den Polizisten im Bus. Auch das ist ein Erlebnis. An jedem Checkpoint müssen wir unsere Passdaten eintragen und die Eskorte wechselt auch regelmäßig. Wir können nicht mehr nachzählen wie oft. Aber eins muss an dieser Stelle erwähnt werden: In KEINER Sekunde haben wir uns unsicher gefühlt. Die Fahrt war zwar anstrengend und haben Till und das Motorrad gefordert aber wir haben uns gut gefühlt und waren happy. Die Wüste, Hitze, Berge waren atemberaubend. Die letzten 200 km ist Till alleine auf dem Motorrad gefahren. Ich bei der Polizei und unsere schwere Tasche auch. In der Nacht kommen wir erschöpft in Quetta an. Hotel. Schlafen. Wir sind in Pakistan. Sagenhaftes Gefühl. 

Über Quetta kann man nicht viel schreiben aber zum Verweilen lädt sich leider nicht ein. Die Polizeieskorte und hat uns zu einem Hotel gefahren, das wir auch nehmen mussten und der Zimmerpreis war auch nicht wirklich verhandelbar. Wir mussten am nächsten Tag, wieder mit Eskorte, unsere NOC Papiere beantragen und abholen, die uns dazu ermächtigen den Destrict „Beluchsitan“ verlassen zu dürfen. Aus dem Hotel durften wir auch nicht raus. Dafür haben wir aber eine Ärztegruppe im Hotel getroffen, die sehr interessiert an unsrer Reise war und uns zum Essen eingeladen hat. „Welcome to Pakistan“.

Mit den NOC Papieren in der Tasche ging es, wieder mal mit Polizeieskorte, Richtung Sukkur. Die kürze Strecke durften wir leider nicht fahren. Die Eskorte wechselt alle 20 Kilometer ab. Mal ein Auto mal ein Motorradfahrer, daher wechselte unsere Fahrtgeschwindigkeit ständig. Aber die Eskorte wurde uns langsam lästig. Wir fühlten uns sicher und gut auf den Straßen. Wir brauchten keine Eskorte, aber Anweisung ist Anweisung. Wir glaubten nachdem wir Beluchsitan durchfahren haben und im neuen Distrikt seien, dürften wir alleine fahren, aber dem war leider nicht so. Abgesehen davon wollte keiner unser NOC Papiere je sehen.

Die Strecke von Quetta nach Sukkur führte uns in den Süden Pakistans. Es wurde spürbar heißer und schwüler. Die Motorradkleidung klebte uns am Körper und wir lernten den Verkehr in Pakistan kenne. Adieu Verkehrsregeln, Adieu Ampeln (es gibt nämlich keine), Adieu alles was wir an geordneten Verkehr kennen. Welcome Ziegen, Schafe, Kühe, Wasserbüffeln, TukTuks, riesen-überfüllte-geschmückte-bemalte-mit bling bling-LKWs aus allen Richtungen kommend – Straßen. Welcome on the streets of Pakistan.

Die Landschaft - ein Fest für die Sinne. Wir fahren erst durch Schluchten, Berge, je weiter wir in den Süden kommen riechen wir Mangobäume, Chai-Stände, Curry, Reisfelder, verbrannten Müll, Auspuff, der unsere Gesichter schwärzt. Die Landschaft ist grün und fruchtbar. Überall gibt es Baumwollplantagen, Getreide, Mais. Wir essen unsre ersten Pakoras (fritiertes Gemüse im Teigmantel), Samosas (gefüllte Teigtaschen), Chicken-Bryani, Nan, Roti (Brotfladen), Chicken Masala,...wir genießen die Essensvielfalt und es schmeckt fantastisch.

Kurz vor Sukkur und auf unser Bitten ohne Eskorte weiterfahren zu dürfen, ließ uns die Polizei ziehen. Es war ein tolles Gefühl. Wir sind frei.

 Was wir tunlichts vermeiden wollten, nämlich nach Sonnenuntergang in einer Stadt anzukommen, konnten wir natürlich nicht einhalten. Sukkur war riesig und alles war noch ganz neu für uns. Sich im chaotischen Verkehr orientieren, auf Tiere und Menschen achten, schon wieder seit mehr als 10 Stunden auf dem Motorrad zu sitzen, nach einem Hotel suchen und das bei 45 Grad schwüle war eine Herausforderung. Das erste was wir lernten, glaube keiner app, die behauptet an dieser Stelle sei ein Hotel. Es war dunkel. Wir landeten in einer Gasse und wurden umzingelt von Menschen. Hier gab es definitiv kein Hotel. Wieder auf die Hauptstraße. Wir fuhren einfach weiter, nicht wissend wohin. Da hat Till plötzlich ein Guest House gefunden. Ich war so happy. Und wer parkte noch vor dem Guest House? Wie es der Zufall wollte trafen wir in dem Hotel ein australischen Pärchen an, das auch mit einem Motorrad unterwegs war. Wir haben sie in Quetta verpasst, doch bei der Abfahrt hing eine Visitenkarte von ihnen an unsrem Motorrad. Falls wir in Australien seien können wir uns bei ihnen melden. Und jetzt treffen wir sie zufällig in Sukkur. Es ist schön auf andere overlander zu treffen, vor allem auch ein Pärchen, die auf einem Motorrad unterwegs sind wie wir. Nach einer kalten Dusche treffen wir sie zum Abendessen. Es stellte sich heraus, dass beiden gebürtige Engländer sind, vor 26 Jahren ihre Motorradweltreise gestartet hatten und in Australien hängen geblieben sind. Nachdem ihre Kinder groß waren wollten sie ihre Weltreise fortsetzen und beenden und wir treffen sie auf dieser Tour. Am nächsten Tag wollten wir gemeinsam die nächste Etappe nach Bahalwalpur fahren. Das erste Mal in einer „Gruppe“ fahren. Zwei Exoten Motorräder durch Pakistans Straßen. Das erregte Aufsehen. Vor allem wenn wir Chai-Pausen einlegten. Die Menschen starrten uns fasziniert an. Da in Pakistan Englisch eine offizielle Sprache ist, ist die Verständigung hier wesentlich leichter. Man kommt viel leichter ins Gespräch. Aber an die Menschentrauben muss ich mich erst gewöhnen.

Wir kommen mit dem Verkehr langsam zurecht. bzw. Till. Er fährt schon wie ein Pakistani. Er lernt schnell :) Wir gewöhnen uns auch langsam an das Verkehrsbild das sich hier uns darbietet. Teilweise kopfschüttelnd und faszinierend beobachten wir das Straßenleben. Achso, es ist herrscht hier Linksverkehr. Daran muss ich mich noch gewöhnen.

 Nach 8 Stunden Fahrt kommen wir bei Sonnenuntergang in Bahalwalpur an. Überraschend werden wir am ersten Hotel abgewiesen, auch jedes andere Hotel wird keine ausländischen Touristen aufnehmen, wurde uns gesagt. Wir schauen verdutzt drein. Aus welchem Grund? Jetzt war guter Rat teuer. Wir waren müde von der Fahrt und dreckig. Wir lernen den Studenten Osama kennen, der uns bei der Suche nach einem Hotel helfen möchte. Es stellte sich heraus, dass alle Hotels in Bahalwalpur keine ausländischen Touristen aufnehmen. Stattdessen wurde die Polizei gerufen, sie würde uns Helfen. Ja, die Polizei – ihr Helfer. Erst dachten wir, dass wir uns wieder registrieren müssten. Die Polizei kam, sie bat uns ihnen zu folgen. Es ging zum „police club“. Ja, die Polizei hat hier ihren eigenen „Club“ sprich „Hotel“. Hier wurden chinesische Ingineure einquartiert und für diese Nacht auch wir. Nicht umsonst, nein, sondern zu einem stattlichen Preis von 50 Dollar das Zimmer. Wir staunten nicht schlecht. Da die Zimmer großzügig waren und vor jedem Schlafzimmer ein „Wohnzimmer“ gab, wollten wir uns mit Stue und Sam ein Zimmer teilen. Stew und Sam kriegen das Bett und wir würden uns im Wohnzimmer auf dem Boden breit machen. Das beinhaltete einen Aufpreis von 20 Dollar. Wir waren fassungslos. Aus dem „police club“ durften wir ohne Eskorte und nach Sonnenuntergang auch nicht mehr raus und somit mussten wir Osamas Einladung die Stadt und die Schlösser mit ihm zu erkunden leider absagen. Wir waren genervt von Polizei und dem Babysitting. Es stellte sich auch heraus, dass wir ab morgen selbstverständlich wieder mit Eskorte fahren würden. Prima.

Nächster Morgen. Neuer Tag. Die Sonne stieg langsam auf und man spürte, dass es wieder ein heißer Tag werden würde. Ein leichter Dunst hing über der Landschaft und verhülle sie in ein fantastisches Licht. Das Leben erwachte auf den Straßen, herrlich ein Teil davon zu sein. Heute würden sich unsere Wege trennen. Stew und Sam nach Lahore und wir nach Islamabad. Irgendwie schade. War ein tolles Gefühl mit gleichgesinnten unterwegs zu sein.

Auf dem halben Weg nach Lahore, mit Polizeieskorte, erwartete uns natürlich die nächste Polizeieskorte für unseren Weg nach Islambad. Wir verabschiedet uns von Stew und Sam. Wir gurkten auf Pakistans Straßen mit Polizeieskorte. Till schon völlig abgenervt. Kurz vor Failsalabad und wieder auf unser Bitten ließ uns die Polizei ziehen. Wir waren wieder frei und happy. Es muss an dieser Stelle auch gesagt werden, dass wir uns, seit wir in Pakistan sind, immer gut und sicher gefühlt haben.

Wir also los mit neuem Tatendrang und mit dem Ziel heute noch die Hauptstadt zu erreichen. Auf unserer Landkarte war von Failsalabad bis nach Islambad eine Autobahn eingetragen, die wir nehmen wollten um zügiger fahren zu können. Die Autobahn war perfekt. Keine Tiere, keine Menschen, keine Tuktus auf den Straßen. Sie war fast Autoleer. Wir düsten über die Straßen. Mit einer Geschwindigkeit von 110 km/h würden wir Islamabad in 3 Stunden erreichen. Also noch vor Sonnenuntergang. Ja....würden!! Was kann so alles an einem Tag passieren? Lest weiter..

 Wir also auf der Autobahn, die hier „motorway“ genannt wird. Wir ca. 30 Minuten auf der Autobahn da sehen wir von weitem die Polizei stehen die auch mit der Kelle winkte. Wir mussten anhalten. Wir haben uns nichts weiter gedacht. Entweder Pässe wieder registrieren lassen oder Eskorte. Diesmal war es nichts von beidem. Vor uns stand die „motorway police“, die uns in einem freundlichen aber bestimmten Ton mitteilte, dass wir keine Befugnis hätten auf der motorway zu fahren, außer wir hätten eine Genehmigung dazu. Wir total verblüfft und natürlich ohne Genehmigung. Wir dachten auf der Autobahn dürfen große Motoren ab 500 cc fahren, wie eben in Deutschland auch, aber wir sind in Pakistan und hier dürfen keine Zweiräder fahren, auch wenn sie über 500 cc haben. Wir müssen sofort die Autobahn verlassen. Da half kein Bitten und Flehen Islambad schnellstmöglich zu erreichen. Wir mussten runter. Um weiteren Ärger zu vermeiden fuhren wir die nächste Ausfahrt raus. Wir fuhren 1 Stunde quer durchs Land um auf die nächste Autobahnauffahrt zu fahren. Wir wollten es nochmal wagen. Wir würden Islamabad nicht vor Sonnenuntergang erreichen würden wir auf der Landstraße weiterfahren. Wir wieder auf der Autobahn. Gas und los. Natürlich nur wenige Kilometer später die motorway police. Diesmal ein Polizist, der unser Anliegen versteht aber uns dennoch klar machte, dass Zweiräder nicht erlaubt wären auf der Autobahn. Er lässt und dennoch weiterfahren aber wenn die nächste Polizei uns anhält kann er uns nicht weiterhelfen. Er wüsste dann von nichts. Alles klar. Wir dankend weitergefahren. Das Gefühl im Bauch wurde dadurch natürlich nicht besser. Jetzt wussten wir ganz sicher, dass wir unerlaubt auf der Autobahn sind, aus welchen Gründen auch immer. Die Straßen waren super perfekt. Würden wir links und rechts nicht die Baumwollplantagen, Reisfelder und Wasserbüffel sehen könnte man meinen man fuhre auf Deutschlands Autobahnen. Wir fuhren hinter Bussen, die uns verdeckten und glaubten so bis nach Islamabad zu kommen, aber wir würden schon bald erfahren, dass auf der ganzen motorway alle 10 Kilometer die motorway police stand und die Straßen kontrollierte. Es wurde langsam dunkel, aber mit der Gewissheit auf der Autobahn zu sein, würden wir die Hauptstadt definitiv noch erreichen. Plötzlich neben uns die Polizei, die uns klar zu Verstehen gab sofort anzuhalten. Sie drängte uns nahezu an den Rand und das bei 100 km/h. Auch diese Polizei gab uns zu verstehen, dass wir hier nicht fahren dürfen. Wir erklärten nochmals dass wir auf dem Weg nach Islamabad seien und die sicherste und beste Straße dafür wählten. Uns sei nicht klar, dass wir hier nicht fahren dürfen (zwinker zwinker). Hier half alles nichts. Wir mussten der Polizei folgen zur Polizeistation. Da saßen wir nun. Ich war fix und fertig mit den Nerven. Hinter uns lag wieder mehr als ein 10 Stunden Ritt und wir waren immer noch nicht am Ziel. Es war dunkel und wir wussten nicht auf was wir hier eigentlich warteten. Die Polizei teilte uns mit, dass wir schlimmstenfalls einen Pickup mieten müssten, der uns von der Autobahn „abschleppen“ müsste, da wir nicht auf der Autobahn fahren dürften. Das würde Till nie machen. Er würde die Maschine niemals abschleppen lassen, wenn sie fahrtüchtig ist. Außerdem verstanden wir noch nicht den Grund für das ganze Spektakel um das Verbot für Motorräder auf der Autobahn.

 Uns wurde Kaffee angeboten. Zum Erstauen sogar „richtiger“ Kaffee, der schmeckte. Der Chief Master der Motorway Police möchte persönlich die Sache klären und ist auf dem Weg zu uns. Oha! Die Polizei ist freundlich und vergewissert uns mehrmals, dass wir keine Bedenken und Sorgen haben bräuchten. Es geht hier nur um unsere Sicherheit, sie wollen nur das Beste und suchen nach einer Lösung für unser Anliegen. Die Zeit verging. Nach einer Stunden warten und geplaudere mit der Polizei tat sich plötzlich was in der Polizeistadtion. Die Polizeimützen wurden aufgesetzt, die Waffen aus dem Schrank geholt. Der Chief Master würde gleich ankommen, das war spürbar. Der Polizeichef der Station bat uns ihm zu folgen. Wir dürfen weiterfahren und achja, hier noch ein kleines Present als Entschädigung für das Warten und die Unannehmlichkeit. Er drückte uns zwei Geschenke in die Hand. Wir schauten uns verblüfft an. Überhaupt waren wir mehr als verblüfft. Wir dürfen weiterfahren?!! Etwa auf der Autobahn?!! Und was waren das für Geschenke? Wir öffnete die Pakete. Wir staunten nicht schlecht und ich musste mir das Lachen verkneifen. Jeder von uns erhielt die offizielle Polizei Mütze der Paradeuniform der Motorway Police. Wir waren sprachlos. Man entschuldigte sich nochmals höflichst bei uns, dass wir so lange warten mussten. Das Problem sei gelöst wir sollten folgen. Also wieder auf das Motorrad drauf, natürlich nicht ohne Abschiedsfoto und rauf auf die Autobahn. Nur wenige Meter später stoppe die Eskorte auf dem Standstreifen. Ein Jeep wartete auf uns. Die Türen öffneten sich. Es wurde salutiert. Der Chief Master der Motorway Police stand vor uns. Er war jung, sprach perfekt englisch. Er hat erst vor kurzem in England seinen Master gemacht und sei vor ein paar Monaten mit seinem Freund auf Europa Tour gewesen. Auch in Deutschland. Er entschuldigte sich bei uns für die Unannehmlichkeiten und hoffte, dass wir in der Polzeitstation freundlich behandelt wurden. Er kenne das Gefühl. Er war mit seinem Freund auf dem Weg nach München zur gleichen Zeit als der Amoklauf verübt wurde. Er wurde zwei Stunden von der Polizei verhört. Auch verstehe er, dass wir es selbstverständlich ansehen auf der Autobahn zu fahren. Er möchte uns bis nach Islamabad eskortieren und wir können uns jederzeit bei ihm melden, wenn wir wieder die Autobahn nutzen möchten. Wir waren sprachlos und dankbar. Bis nach Islamabad waren es noch gute 100 Kilometer und der Chief Master der Motorway Police eskortierte uns persönlich nach Islamabad bzw. Rawalpindi. Nach 15 Stunden on the road kommen wir endlich in der Hauptstadt an. Die letzten Kilometer in der Stadt forderten nochmal alle Fahrkünste von Till. Nachts in einer Megastadt anzukommen ist kein Spaß. Umleitungen, kaputte Straßen, Tiere, Menschen, Markt, fremde Gerüche und jetzt ein Hotel finden. Wir wurden zwar bis nach Islamabad eskortiert aber nur bis an die Tore hin. Ab da mussten wir alleine zurecht kommen. Wir bedankten uns herzlich bei dem Chief Master für sein Einsetzten und Bemühen. Islamabad ist zwar die Hauptstadt aber Rawalpindi die eigentliche Stadt. Islambad erscheint wie die Vorstadt von Rawalpindi. Da die Hotels in Islamabad wesentlich teuer sein werden als in Rawalpindi fuhren wir nach Rawalpindi rein. Der Verkehr war immer noch übel. Der Tag war so lang. Das erste Hotel wies uns, zu unserer Verblüffung ab, keine ausländischen Touristen, das nächste Hotel sollte unseres für zwei Tage sein. Wir mussten uns einfach von dem vielen Fahren der letzten Tage erholen. Angekommen. Wir waren in Islambad/Rawalpindi.

 s ist einfach Großstadtleben. Viele Menschen, viel Verkehr, laut, mächtig. Auch im Hotel war ständig was los. Erholung konnte man das nicht nennen. Wir sehnten uns nach der Fahrt in die Berge auf dem berühmten Karakourum Highway (KKH). Doch erst einmal. Die Stadt erkunden. Diesmal mit dem Bus, der über der Stadt fuhr und klimatisiert war (puh!). Frauen im vorderen Drittel Männer dürfen zwei Drittel im Bus einnehmen. Wir brauchten ca. 45 Minuten von unserem Hotel nach Islamabad. Islamabad ist eine Planstadt und in Quadrate eingeteilt. Im Bus erhielten wir einige Tipps was wir uns ansehen sollten. Wir machten einen Spaziergang zur berühmten Faisal Moschee und bei sengender Hitze wieder zurück. Islamabad ist so anders als Failsalabad. Eine gesittete Vorstadt mit Ampeln, die funktionierten und Vorgärten mit Wachmann vor der Türe.

 Am Abend erhalten wir eine Nachricht von Kam. Einem Kontakt, den wir über das niederländische Pärchen in Taftan erhalten haben, die mit dem indischen Bus auf dem Heimweg waren. Wir sind seine Gäste und er lädt uns zum Abendessen ein. Mit dem Motorrad fahren wir zu ihm. Wir kommen ins Gespräch. Er ist Mitglied im hiesigen Motorradclub und kennt die Problematik mit der Autobahn und den Zweirädern. Vor zwei Jahren durften noch Zweiräder auf der Motorway fahren aber dann plötzlich nicht mehr. Es wurde behauptet es so zu gefährlich. Lächerlich. Die Landstraßen sind gefährlich für Motorradfahrer nicht aber die perfekt ausgebaute Autobahn. Kam setzte sich dafür ein, dass der Verbot wieder aufgehoben werden würde. Er fand es interessant, dass wir den Chief Master der Motorway kennengelernt hatten und er bat um seine Kontaktdaten. Er rief ihn auch sofort an. Die beiden würden sich in wenigen Tagen zu einem Gespräch treffen um die Sachlage zu klären. Wir waren baff.

 Auf dem Rückweg ins Hotel konnten wir es kaum erwarten am nächsten Tag die Stadt wieder zu verlassen. Die Berge standen vor der Türe. Die richtig großen Berge und der berühmte KKH. Ich war aufgeregt.

Wir sind jetzt fast seit einer Woche in Pakistan und ständig on the road. Wir haben das halbe Land im Eiltempo durchquert und freuten uns auf ein paar Tage Ruhe und Erholung in den Bergen. Als wir die Stadt hinter uns ließen und wir endlich so hoch waren, dass wir auch den Smog hinter uns ließen konnten wir durchatmen. Frische Luft. Frische Bergluft. Die Landschaft veränderte sich. Es wurde kurvig und es ging nur noch bergauf. Die ersten Bergdörfer war zu sehen. Laubbäume, die in den schönsten Herbstfarben leuchteten. Es wurde kühler. Einfach schön. Wir genossen die Fahrt. Ein Traum. Das hier ist Pakistan, wie man es sich gar nicht vorstellen vermag. Überhaupt hatte ich davor keine so rechte Vorstellung von dem Land. Und jetzt erstreckt sich das Land in seiner absoluten Schönheit. Die Menschen verändern sich auch. Ihr Aussehen, ihre Sprache. Das Land hat seine Amtssprache Urdo, seine Staatssprache Englisch und jeder Destrict hat seine eigene Sprache mit zusätzlichen Dialekten. Die Menschen winken, sind hilfsbereit, freuen sich und zu sehen, finden es toll, dass wir in Pakistan sind und ihr Land bereisen. Das ist spürbar und ehrlich und wir finden es auch schön, hier zu sein. Pakistan ist so anders als alles andere was ich bis jetzt gesehen habe und ich bin dankbar, dass ich mit Till das Land und die Menschen kennenlernen darf. Und es muss an dieser Stelle wieder gesagt werden: In keiner Sekunde haben wir uns je unwohl oder unsicher gefühlt. IN KEINER!! Die Menschen sind so friedvoll und herzlich. Ihr Lächeln ist ansteckend und wir finden es so schade, dass es in Europa ein so schlechtes Bild von Pakistan gibt. Es gibt nämlich keinen Grund dazu. Und das meinen wir ernst.

 Von Murree fuhren auf einer kleinen Nebenstraße nach Abbottabad auf den KKH. Aufregend auf einer der berühmtesten Straßen der Welt zu sein. Dem Karakourum Highway. Es gibt zwei Wege, die zu unserem Ziel, dem Hunza Valley führte. Der eine ist der KKH und der andere Weg führt über den Babusar Pass, der auf 4170 Meter liegt. Wir entschieden uns auf dem Hinweg den Babusar Pass zu nehmen und auf dem Rückweg über den KKH zu fahren. Irgendwo auf der N15 stiegen wir in einem Hotel ab.

 Babusar Pass. Die Straßen waren gut befahrbar. Wir tauchten immer mehr in die Berglandschaft ein. Es ist einfach nur schön. Wir sind verzaubert. Der türkisene Gletscherfluss, wie er sich durch die Landschaft schlängelt, die bunten Bäume, das Licht. Es ging immer höher. Es wurde spürbar kälter. Heute würden wir den ersten hohen Pass befahren. Wir spürten, dass die Maschine Mühe hatte. Es ging immer höher. Die ersten Schneebedeckten Flecken waren zu sehen. Wir wollten diesen Pass unbedingt schaffen und hoffen dass er wegen Schnee oder Eis noch nicht geschlossen sei. Wir sind auch echt spät dran. Der Winter steht vor der Türe. Die ersten schneebedeckten Berge kamen zum Vorschein. Es ging steil bergauf. Immer nur bergauf. In der Ferne konnten wir den Pass sehen. Gleich haben wir es geschafft. Ich zitterte am ganzen Körper. Wir haben es geschafft. Wir sind auf dem Babusar Pass. Der kalte Wind peitschte uns ins Gesicht. Er erstarrte schlagartig zum Eiszapfen. Die Aussicht von hier oben war sagenhaft. Man hatte den ersten Blick auf den Nanga Parbat, der 8126 Meter hoch ist. Da verschlägt es einem fast den Atem. Schnell ein Bild gemacht, schnell mit Motorradfahrern gesprochen, die uns Tipps für die Region gaben und dann nur noch runter vom Pass. Ich spürte meine Finger nicht mehr und es dauerte auch noch eine gute Weile bis ich sie wieder spürte. Auf der anderen Seite nahm der Wind wieder ab. Wir zogen schnell unsere winddichte Unterkleidung an und holten die Wintermotorradhandschuhe heraus. Jetzt war die Zeit für diese Klamotten gekommen. Seit 3 Monaten fahren wir Winterkleidung durch die Hitze Türkeis, Irans und Pakistans und jetzt im Norde Pakistans ist es soweit. Mit jedem Meter, den wir runter fuhren wurde es spürbar wärmer. Die Menschen, die hier in lebten hatten wieder ein anderes Aussehen erhalten. Auch die Dörfer, die terassenförmig in die Berge eingebaut sind und sich perfekt in die Umgebung einfügen. Wir sind sprachlos von so viel Schönheit. Und voller Bewunderung, wie Menschen hier leben.

Bei Chilas trifft die N15 wieder auf den KKH. Hier wehte plötzlich wieder ein warmer Wind. Angenehm nach der kalten Passfahrt dennoch etwas unpassend für das, dass wir auf dem KKH in den Bergen sind. Uns wurde gesagt, dass der größte Teil des KKH im ausgesprochen einwandfreiem Zustand wären nur ungefähr 40 Kilometer wären Pisten-Strecke. Das wir ausgerechnet diese 40 Kilometer auf dem KKH!!! bei Dunkelheit!!! fahren würden war ganz sicher nicht geplant und auch nicht gewollt. Wir waren also wieder auf dem KKH. Der Indus zeigte sich in seiner absolut mächtigen Schönheit. Es war atemberaubend. Der mächtig starke Strom, der Wind, der uns um die Ohren blies, das Licht, der die Landschaft in grau einhüllte und so viel Sand am Indus Ufer. Wir waren so überrascht. Man sieht so viele Reportage und Bilder und man liest sich vor so einer Reise ein, aber wenn man dann da ist, ist es so anders als man es sich vorgestellt hat oder die Bilder, die man davon im Kopf hat. Es ist noch viel schöner als in seinen Vorstellungen und das wirft einen fast um.

 

Wir also auf dem KKH. Es wird schnell dunkel in den Bergen. Wir brauchen ein Hotel. Das nächste Hotel soll es sein. Tja. Wenn man glaubt, dass es nach jeder Kurve ein Hotel gibt, dann hat man sich gewaltig getäuscht. Die Straßenverhältnisse werden schlechter. Es wird dunkel. Ich hinten leicht in Panik geratend. Till ist in solchen Situationen so ruhig. Das ist echt bewundernswert. Wir erreichen natürlich den schlechten Abschnitt der Straße bei Dunkelheit bevor wir ein Hotel gefunden haben. Rechts von uns geht es steil bergauf. Links von uns steil bergab wo der Indus fließt und auf schmalen schlechten offroad Straßen kommen uns LKWs entgegen. Und das bei Dunkelheit. Wir schleichen nur noch mit wenigen km/h auf der schlechten Piste. Hier muss es Erdrutsche gegeben haben so wie der Zustand der Straßen aussah. Zum Glück sah ich nicht mehr viel sondern konzentrierte mich nur noch auf den Lichtkegel vor uns. Till ist super gefahren. Hielt rechtzeitig an, wenn die großen Laster uns entgegen kamen und die ganze Straße einnahmen. Abgesehen davon war das Licht so grell von denen, dass wir kaum noch was sahen. Ich dachte mir, wieso muss uns das ausgerechnet passieren, dass wir jetzt hier herumschleichen mussten. Aber es half alles nichts. Ruhig bleiben und weiter. Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir endlich an einem Hotel an. Ich war so dankbar dafür, diese Strecke heil hinter uns gebracht zu haben. Der Hotelier meinte, dass ab diesem Hotel die gute Straße des KKH anfangen würde. Prima.

 Wir hatten ein nettes Gespräch mit dem Hotelier. Er ist schon in der ganzen Welt herumgekommen und plant gerade ein Eco-Hotel. Er fragte uns, ob uns die auffallend warme Luft aufgefallen sei. Wir bejahte dies. Seit wir den Pass runter sind, war es die ganze Strecke über warm gewesen. Jetzt immer noch. Wir hätten draussen zelten können, so warm war es. Der Hotelier meinte, dass der Klimawandel hier am stärksten zu spüren sei. Die Gletscher schmelzen rasant. Die Sommer sind in den Bergen unerträglich geworden. Wir sollen froh sein um dieses Herbstzeit hier zu sein, weil im Sommer könne man nicht mehr fahren hier, so heiß sei es. Über 50 Grad wurde diesen Sommer gemessen. Zudem gab es schlimme Erdrutsche, die den KKH unbefahrbar machten. Sein Hotel wurde zu einem provisorischem Krankenhaus umgewandelt. Alles spielte sich erst vor ein paar Monaten ab. Viele Menschen starben bei den Erdrutschen, stürzten in den Indus und wurden nicht mehr gefunden. Er ist der Meinung, dass diese extremen Wetterverhältnisse dem Klimawandel zurückzuführen sind. Der Klimawandel ist extrem an solchen Orten zu spüren, die auch Extreme haben, wie 8000ender Berge und Gletscher.

 Müde von der Fahrt und von den Erzählungen schliefen wir leider nicht selig ein, weil tatsächlich eine kleine Stechmücke, vor allem mich, noch stundenlang wachhielt. Ich hab sie leider nicht erwischt. Sie war klein und gelb und bösartig. Am nächsten Morgen zählte ich über 10 Stiche. Jetzt war ich definitiv urlaubsreif.

 Der Hotelier behielt recht mit seiner Aussage. Uns erwartete perfekte Straßen. Wir waren auf perfekt asphaltieren Straßen auf dem KKH unterwegs. Unfassbar. War hats erfunden....nicht die Schweizer sondern die Chinesen. Die haben den KKH von der chinesischen Grenze bis runter perfekt ausgebaut. Die Sonne schien uns ins Gesicht. Wir genossen die guten Straßen auf dem KKH. Eine perfekt Fahrt. Von Gilgit ging es weiter nach Karimabad. Wir verliebten uns in die Landschaft, die sich vor uns ausbreitete, in das Essen und in die Menschen. Hier haben wir endlich unser Naherholungsgebiet gefunden. Karimabad. Auf der Suche nach einem Hotel haben wir das ganze Städtchen kennengelernt. Waren ganz oben auf dem „Eagles Nest“, ein Hotel, das leider zu teuer für uns war, bis wir doch zum Hotel unserer ersten Wahl zurückgefahren sind dem „bluemoon hotel“. Ein kleines einfaches Zimmer, hot water von 9 Uhr bis 10 Uhr am Morgen (aber auch nicht an allen Tagen) und einem sagenhaften Ausblick von unserem Fenster und der Terrasse aus. Wir sind angekommen. Hier wollen wir für ein paar Tage bleiben bis es uns weiterzieht. Aber erst einmal bleiben.

 Die nächsten Tage entspannen wir, schlafen aus, gehen spazieren, erkunden die Gegend, essen gut und günstig, lernen neue Leute kennen, verbringen nette Abende und lassen uns einfach in diesem Bergstädtchen mit der frischen Bergluft treiben. Wir fühlen uns wohl.

 An einem Nachmittag machten wir mit dem Motorrad einen Ausflug zum Attaabad Lake. Auch mal schön ohne Kisten und Gepäck zu fahren. Ist doch ein anders Fahrgefühl. Was wir dann danach machten war eigentlich nicht geplant. Till wollte noch einen Gletscher sehen, der einige Kilometer vom Attaabad Lake entfernt waren. Also sind wir hin. Dann sind wir einfach weitergefahren um zur nächsten Tankstelle zu kommen. Dann meint Till, von hier aus ist es ja eigentlich gar nicht mehr weit zum Khunjerab Pass (China Grenze, knapp 5000 Meter hoch). Und schon waren wir auf dem KKH hinauf zum Khunjerab Pass. Wie gesagt, geplant war das eigentlich nicht. Sonst wären wir früher losgefahren. Der Weg zum Khunjerab Pass war größtenteils perfekt, nur stellenweise einige Abschnitte, die gerade ausgebaut wurden und daher Pisten-Strecke waren. Es wurde immer kälter. Die Fahrt durch die Berge war spektakulär. Die Schnee kam uns immer näher. Noch wenige Kilometer und wir wären an der chinesischen Grenze. Da fangen die Straßen plötzlich an eisig zu werden. Festgefahrener Schnee, der spiegelglatt ist. Kein Spaß. Wir rutschen so einiges Meter dahin, bis es uns beide niederlegt. Auf Eis fahren ist mit dem großen und schweren Motorrad nicht einfach. Ich steige ab. 1,5 Kilometer vor der chinesischen Grenze lassen wir es gut sein. Es ist einfach zu glatt um weiterzufahren. Und lange bei dieser Kälte möchte man auch nicht oben bleiben. Da, wie schon erwähnt, diese Fahrt nicht geplant war, kommen wir oben am Khunjerab Pass ohne Akku für die Kamera an. Es gibt noch ein letztes Bild von mir, im Hintergrund kann man die chinesische Grenze sehen, wenn man ranzoomt :) Das reicht aber auch. Dankenswerter weise senden uns andere Khunjerab Besucher Bilder, die sie von uns geschossen haben. Jetzt aber nichts wie runter. Es ist schon 16 Uhr als wir oben waren. Uns steht noch ne gute Strecke auf dem KKH bevor. 3,5 Stunden später und unterkühlt kommen wir an unserem Hotel an. Leider kein heißes Wasser heute. Das wäre schön gewesen.

 Wir verbringen noch einen weiteren gechillten Tag in Karimabad und genießen die Aussicht von unserer Terrasse aus. Traumhaft. In der Sonne ist es tagsüber noch schön warm. Nachts wird es leider sehr kalt und die Räume werden auch nicht beheizt. Ich kann nicht beschreiben wie sehr ich meinen Schlafsack liebe. Am nächsten Tag wollen wir das wunderschöne Hunza Valley, in dem wir uns knapp eine Woche wohl gefühlt haben und unsere „Lieblings-Essen-Stände“ gefunden haben, verlassen und uns Richtung Skardu Valley aufmachen. Neue Strecke, neues Ziel, neue Abenteuer.

 Die Straße nach Skardu ist wild. So hab ich mir ehrlich gesagt den KKH vorgestellt. Der Indus schlängelt sich mächtig und kräftig durch das Tal während die Straßen voller Schlaglöcher, Sand und Schutt sind. Man muss sehr vorsichtig um die Kurven fahren, da die Straßen sehr schmal und unübersichtlich sind, da sie von riesigen Felsen überragt werden. Wenn einem die riesen LKS oder Busse entgegenkommen muss man richtig ausweichen um nicht umgefahren zu werden. Wir kommen mit max. 40 km/h voran und schaffen die Strecke nach Skardu nicht an einem Tag. Und wir sprechen hier von einer Gesamtstrecke von 140 Kilometern. Wir campen bei ungewöhnlich warmen Temperaturen in der Hälfte der Strecke neben dem Indus.

Wir erfahren am nächsten Morgen, dass die Strecke, auf der wir fahren „Rondu“ heißt und wegen den Bergformationen und dem Indus eine Sehenswürdigkeit an sich ist. Dem kann ich auch nur zustimmen. Wir schleichen mit 30 km/h auf der S1 Richtung Skardu Valley. Langsam weiten sich die Berge. Das Tal öffnet sich und Sanddünen erstrecken sich vor uns. Total abgefahren. Es wird frischer. Wir wollen nicht gleich nach Skardu fahren sondern erst den berühmten „Kachura Lake“ sehen mit seinem noch bekannteren „Shangrila“ Hotel am See. Ehrlich gesagt war ich ein bisschen enttäuscht von dem was sich mir da eröffnete. Der See war total zugebaut. Überall Baustellen. Nichts glich mehr wie es überall auf Prospekten oder Bildern zu sehen war. Mhh...hier wollten wir nicht bleiben. Gut dass es einen „Upper Kachura Lake“ gibt. Wenige Kilometer über dem See in einem Dorf. Die Fahrt ging offroad und in dem Dorf war kein Zentimeter geteert. Wir hatten Schwierigkeiten den See zu finden, weil wir nicht wussten, dass der See „unten“ lag. Wir konnten mit dem Bike nicht direkt hinfahren sondern mussten einen kleinen Fußmarsch einlegen.

Der See war bezaubernd. Wir nahmen uns ein Zimmer direkt am See. Ohne Wasser, ohne Strom. Nur manchmal war Strom da und auch nur manchmal lief das Wasser. Aber hier blieben wir für zwei Tage. Die Hängematten wurden aufgehängt, das Ruderboot gemietet und die Trekkingschuhe ausgepackt. Wir waren ganz alleine am See während der andere See total überrannt war. Wir genossen die Ruhe, den See, die Spaziergänge im Dorf und um den See herum. Der „upper kachura lake“ ist der hit. Also wenn ihr in der Nähe seid, geht an diesen „upper kachura lake“!

 Nach zwei Tagen am See packen wir wieder unseren Donkey und machen uns auf in die „Berge“. Wir sind ja eigentlich schon in den Bergen aber jetzt geht’s an Eingemachte. Die richtig richtig großen Berge stehen auf dem Plan. Wir passieren Skardu und fahren weiter die S1 entlang nach Khaplu. Bis dahin dürfen Touristen fahren, ab hier geht’s nicht mehr weiter, denn dann kommt Indien.

 Die Straßen waren Streckenweise gut und dann wieder Schotterpiste. Das zieht sich und in den Bergen wird es früher dunkel. So kam es, dass wir wieder in der Dunkelheit unterwegs waren bis wir endlich in Khaplu ankamen. Verwirrend war dann noch das Dorf in der Dunkelheit und die Suche nach einem Hotel. Jeder schickte uns von unten nach oben und wieder zurück. Ich war erleichtert, als wir endlich das Hotel gefunden hatten. In Khaplu gibt es zwei Hotels. Das Serina Hotel, das in dem Weltkulturerbe eingebunden ist und die „Karakourum Lodge“. Vor der Karakourum Lodge standen zwei kleine Motorräder, es stellte sich heraus, dass es sich um zwei australische „post bikes“ handelte, die von zwei Neuseeländern gefahren wurden. Sie waren wie wir auf der Durchreise aber in die entgegengesetzte Richtung. Wir kamen in Gespräch und tauschten uns aus. Auch sehr schön gewesen.

 Leider kann es auf einer Reise nicht immer schön sein. Noch am selben Abend verspürte ich, dass es mir nicht gut ging. Die Nacht war von Schüttelfrost und Bauchschmerzen durchzogen und am nächsten Tag schlief ich nur. Ab und zu schaute ich aus dem Fenster auf die wunderschöne Kulisse, aber alles nur vom Bett aus. Till machte eine Ausfahrt alleine mit dem Motorrad zum Aussichtspunkt nach Hushe. Von dort auch kann man auf den Masherbrum blicken. Am nächsten Tag ging es mir wieder besser. Daher gönnten wir uns mal kein chilli Frühstück sondern ein deluxe Frühstück im Serena Hotel. Sooo lecker und es hat sooo gut getan. Cornflakes!! Würstchen!! Käseomlett!! Toasbrot!! Kaffeeeeeee!! Ein Traum mit sagenhafter Kulisse in Pakistan.

 Nach dem Frühstück fahren wir wieder nach Skardu. Die Strecke kennen wir ja jetzt und es fährt sich leichter. Tagsüber ist einfach was anderes. Wir machen noch einen kleinen Abstecher nach Shigar. Wir fahren um die Kurve, die Sonne steht schon tief und vor uns erstreckt sich eine Wüste. Im Hintergrund Schneebedeckte Berge und im Tal graue Sanddünen. Wow. Über Nacht fahren wir dann doch nach Skardu. Finden ein günstiges Hotel und bereiten uns Mental auf die bevorstehende Fahrt über den „Dorsai Plaint“, dem zweithöchsten Plateu der Welt auf knapp 4500 Meter. Nur das Plateu in Tibet liegt höher.

Am nächsten Morgen gibt es super leckeres typisches pakistanisches Frühstück: Ei mit Kichererbsencurry, Parta und Chai. Gestärkt geht es an den Aufstieg. Ich muss sagen, die nächsten sieben Stunden waren für mich eine Herausforderung. Die Straßen waren schrecklich. Es gab nämlich keine. Der Aufstieg bestand nur aus Schotter und großen runden Steinen. Ich war froh, dass uns keiner entgegenkam. Wir kurbelten uns hoch. Der Bach wurde zu einem Eisbach und die Wasserfälle gefroren. Sagenhaft aber gleichzeitig einer der krassesten Fahrten bis jetzt. Till ist wie ein Wilder mit seinem Ungeheuer nach oben gefahren. Und ich hintendrauf. Es gibt Aufnahmen von dieser Fahrt. Die Kamera konnte keine Sekunde ruhig gehalten werden. Dann plötzlich, eben. Vor uns erstreckte sich das Naturschutzgebiet Dorsai Plains. Ich kann nicht beschreiben was das für ein Gefühl ist. Dem Himmel so nahe. Die Wolken kommen einem gar nicht mehr so weit weg vor. Das Land erstreckt sich vor einem und im Hintergrund die Bergspitzen. Man spürt die Höhe. Vor allem, wenn ich einige Meter laufen muss, da Bäche den Weg kreuzen. Wir fahren einige Stunden auf dem Plateu. Hier gibt es keine Straßen. Es holpert nur noch. Wir kommen mit 20 km/h voran. Wir sind froh, dass das Wetter mitspielt. Die Sonne scheint, Schäfchenwolken am Himmel wir haben Blick auf die Bergspitzen in der Ferne.

 Auf dem höchsten Punkt machen wir eine Apfelpause und genießen die Ruhe bis es wieder weiter geht. Wir passieren den Chacher La Pass und kommen an einen der höchstgelegenen Seen der Welt. Dem Chacher La See. Es glitzert blau wie ein Edelstein. Wunderschön. Wir haben es geschafft. Wir haben das Plateu durchquert. Das Gefühl ist herrlich, wenn man etwas geschafft hat. Und das ohne Stürze. Ich bin so dankbar dafür. Wer die Straßen kennt weiß wovon ich spreche. Obwohl Till das anders sieht. Mehr dazu aus der Sicht des Fahrers :) Die ist eben anders.

Wir fahren runter. Das Atmen fällt wieder leichter und wir kommen, wieder mal, bei Dunkelheit in Astore an. Wir finden ein günstiges und sauberes Hotel. Wobei Till hier nochmal alles zeigt und über einen Balken fahrend auf den Parkplatz fährt. Der Hotelier meint, er stelle Till ein pakistanischen Führerschein aus, weil er wie einer von ihnen fährt. Das würde ich unterschreiben.

Das erste Mal seit langem sehne ich mich nach Kleinigkeiten: Nach einer heißen Dusche und nach einem Salamibrötchen. Leider in einem Hotel, wo es wieder mal kein Strom gibt und es nachts eisig kalt wird. Ich kuschele mich in meinen Schlafsack und Till deckt mich noch mit zwei weiteren Decken zu. Jetzt kann ich einschlafen.